Klima – eine neue Perspektive
Kapitel
Kapitel 6: Ein Pakt mit dem Teufel
Die Gefahren des Narrativs von der globalen Erwärmung
Ich fürchte, dass die Umweltschützer einen Pakt mit dem Teufel eingegangen sind, indem sie das Klima zu ihrem zentralen Thema erhoben haben. Zunächst schien der Klimawandel ein Segen für den Umweltschutz zu sein, ein zugkräftiges neues Argument für das, was wir schon immer gewollt haben, ein neuer Grund für die Einstellung von Tagebau, die Bewahrung von Wäldern und letztlich das Ende der Ausbreitung der Konsumgesellschaft. Und weil es um die Wurst geht, hatten wir ein starkes Argument für landwirtschaftliche Methoden, die den Boden regenerieren, einen Grund für die Renaturierung von Wäldern und Feuchtgebieten, den Bau kleinerer Häuser in Gemeinschaften höherer Dichte, die Einführung von Wiederverwertungswirtschaft, Abfallveredelung und Geschenkgemeinschaften, die Förderung der Fahrradkultur und die Mehrung von Hausgärten. Dem entsprechend hießen Umweltschützer das Klima-Narrativ als nützlichen Verbündeten willkommen, als Legitimation für Dinge, von denen sie sich gewünscht hätten, die Leute würden sie aus eigenem Antrieb übernehmen.
Wir Umweltschützer dachten: „Das, was wir immer tun wollten, werden sie nun tun müssen.“ Die Prämissen des Gesprächs verlagerten sich von da an von der Liebe für die Natur zur Angst ums Überleben. Wir bewegten uns vom Herz zum Hirn, als wir verlangten, dass uns ferne Konsequenzen wie z.B. der Meeresspiegelanstieg bis 2050 motivieren sollten, und nicht der Schaden, der uns ins Gesicht starrt: die Fische sind fort, die Aale sind fort, die Bäume sind fort, die Wale sind fort. Außerdem müssen wir uns das erst vom wissenschaftlichen Establishment sagen lassen, dem wir aufs Wort glauben sollen. Das zu einer Zeit, in der viele Menschen sich von der Wissenschaft und von Autoritäten ganz allgemein verraten fühlten, so wie die Leute in Flint, Michigan, denen von Funktionären unter dem Deckmantel der Wissenschaft erzählt worden war, dass ihr Wasser sicher wäre, oder die Millionen, die sich von der Medizinwissenschaft im Stich gelassen fühlen.
Lassen Sie mich einen weiteren Punkt erläutern, weshalb ich glaube, dass sich die Umweltschützer auf einen Pakt mit dem Teufel eingelassen haben:
- Als wir uns in unserer Argumentation auf den Klimawandel konzentriert haben, um gegen die Zerstörung ganzer Landstriche durch Fracking, Tagebau und Teersand-Extraktion vorzugehen, haben wir uns in eine angreifbare Position begeben, sollte die globale Erwärmung in Misskredit geraten. Nicht gleichmäßige Erwärmung, sondern zunehmend extreme Wetterkapriolen, die unmöglich einem einzelnen Grund überzeugend zuzuordnen sein werden, könnten auf uns zukommen. Was geschähe, wenn die Erde in eine Abkühlungsphase einträte? Hieße das, wir sollten beim Umweltschutz pausieren? Sicher nicht, aber so scheint es, wenn globale Erwärmung das zentrale Umweltthema ist. Wie der Widerstand der Skeptiker zeigt, lässt sich Klimawandel schwer beweisen. Vernünftige Menschen können Zweifel hegen, dass es tatsächlich eine globale Erwärmung gibt, aber es besteht kein Zweifel, dass die fortschreitende Schädigung von Ökosystemen die Fähigkeit der Erde, das Klimagleichgewicht zu wahren, einschränken und letztlich zerstören wird. Wenn man sich auf den Klimawandel beruft, um Umweltschutzrichtlinien durchzusetzen, ersetzt man einen leicht zu beweisenden durch einen schwer zu beweisenden Grund.
- Das Klima-Narrativ macht „Umwelt“ zu einem globalen Thema und lässt lokale Umweltprobleme als nachrangig erscheinen. Wenn der Grund für die Rettung eines Waldes das CO2 ist, dann könnte man seine Zerstörung mit dem Versprechen rechtfertigen, andernorts einen neuen anzupflanzen. Im globalen Rahmen können andere Leute weit entfernt den Wandel vollziehen. Nicht ich. Nicht wir.
- Wenn Fracking- oder Atomenergie-Fürsprecher plausibel machen können, dass ihre Technologie die Treibhausgasemissionen reduzieren wird, dann müssen wir diese unserer eigenen Logik zufolge ebenfalls guthießen. Das ist bereits geschehen. Die „Think About It“-Kampagne warb für die Klimavorteile von Erdgas. Hillary Clinton äußerte sich lobend über „saubere Kohle“. Befürworter genetisch manipulierter Nutzpflanzen versprechen neue Organismen zur verbesserten CO2-Sequestrierung. Gigantische Wasserkraftwerke werden weiterhin Gemeinschaften und Ökosysteme rund um den Globus zerstören. Und vielleicht am schlimmsten bei alledem sind die riesigen Landflächen, die in Südamerika, Afrika und Asien von Konzernen aufgekauft werden, um diese auf Biosprit-Produktion umzustellen, angeblich CO2-neutrale Energie. Keine dieser Praktiken hält einer genaueren Prüfung stand. Trotzdem scheinen sie ausreichend plausibel zu sein, entsprechenden Projekten einen umweltfreundlichen Glanz zu verleihen.
- Wenn wir uns auf Temperaturen und CO2 konzentrieren, leisten wir potentiell katastrophalen Geo-Engineering-Plänen Vorschub, wie dem Düngen der Ozeane mit Eisenoxid oder dem Ausbringen von Schwefelsäure in der Atmosphäre. Wir suggerieren damit, dass die technische Justierung von CO2-Konzentrationen oder der Albedo das Problem lösen werden, ohne dass sich unser Verhältnis zum Planeten grundlegend verändert, und wir stärken die Vorstellung, dass wir uns mit technischen Mitteln unbegrenzt den Folgen unserer Handlungen entziehen können.
- Das Argument, dass Klimawandel schlecht ist, weil er unsere Zukunft bedroht, stärkt die Geisteshaltung des instrumentalen Utilitarismus: Die Natur ist wertvoll, weil sie nützlich für uns ist. Haben der Planet und alle seine Kinder einen Wert an sich? Oder ist die Welt am Ende nur ein Haufen nützlicher Dinge? Wenn es im eigenen Interesse liegt, CO2 zu begrenzen, ist es um so mehr im Interesse eines Landes, einer Firma oder einer Person, es weniger als die Konkurrenz zu begrenzen. Wenn wir Egoismus und Furcht ansprechen, verstärken wir die mit ihnen verbundenen gewohnten Reaktionsmuster, die, machen wir uns nichts vor, normalerweise die Zerstörung des Planeten vorantreiben, statt ihn zu retten. Wir werden nie ein Mehr an Fürsorge in der Welt erreichen, indem wir an das Eigeninteresse appellieren.
- Das Heraufbeschwören der Klima-Apokalypse führt zur Entwertung von Arbeit, die wenig erkennbare Relevanz für den Klimawandel hat. Die Gesundheit der Atmosphäre hat mit Themen wie Armut, Obdachlosigkeit, Ungleichheit, Masseninhaftierung, Rassismus, Menschenhandel, Schwermetallbelastung, Genmanipulation, Plastikabfall usw. kaum eine greifbare Verbindung. Vielleicht sollten wir alle diese Angelegenheiten für eine Weile beiseite schieben, bis wir das Problem mit dem Klimawandel behoben haben? Denn welcher Stellenwert kommt ihnen zu, wenn der Planet unbewohnbar wird?
Diese Denkweise ist verkehrt. Die oben aufgeführten Themen haben alles mit dem Klima zu tun, denn die Ursache für die Instabilität des Klimas ist alles: jeder Aspekt unserer Abspaltung – von der Erde, der Natur, dem Herzen, von Wahrheit, Liebe, Gemeinschaft und Mitgefühl. Wenn es stimmt, dass ich und die Welt, Mensch und Natur einander spiegeln und einander zugehören, erscheint es nur logisch, dass die Instabilität des Klimas mit der Instabilität des sozialen und politischen Klimas einher geht, und dass Ungleichgewichte in der Natur solche im menschlichen Bereich spiegeln. Treibhausgase sind lediglich das Medium, mit Hilfe dessen dieses Prinzip funktioniert.
Eine Geschichte vom Interbeing, die der Genesung der Welt zugrunde liegt, ist weder von der Geschichte abhängig, dass die Welt vor den Treibhausgasen gerettet wird, noch widerspricht sie ihr: Sie macht sie überflüssig. Die größere Geschichte von der Menschheit im Dienste der Genesung und des Gedeihens Gaias bricht sich bereits Bahn. Schon jetzt ist sie die wahre Motivation für viele Aktivitäten, die Menschen noch über das Klima-Narrativ rechtfertigen. Ökologische Instandsetzung erhält umfangreiche Fördermittel und Aufmerksamkeit, wenn man sie mit dem Klimawandel in Verbindung bringt; wie bereits besprochen ist dies jedoch eine gefährliche Strategie. Stehen wir doch zur wahren Motivation. Geben wir doch zu, dass wir aus Liebe für diesen einen Wald handeln, nicht wegen seines Potentials CO2 zu sequestrieren; dass wir aus Liebe für dieses Stück Land, diesen See, diese Flussmündung, diesen Ort handeln und darauf vertrauen, dass die Gesundheit des einen der Gesamtgesundheit förderlich ist, unabhängig davon, ob wir das mit einem Klimaargument beweisen können oder nicht.
Eine Freundin schrieb mir über ihr Engagement in der California Healthy Soils Initiative:
Der Initiative geht es um gesunden Boden, aber wir müssen so tun, als ginge es um den Klimawandel, damit wir Fördermittel bekommen – so wie jede andere Umweltinitiative.
Man mag so zwar an mehr Fördermittel kommen, aber die Argumente fühlen sich oft konstruiert an. Es ist nicht verwunderlich, dass rechts stehende Blogger Klimawandelaktivisten beschuldigen, eine versteckte „Agenda“ zu verfolgen. Ich glaube, die meisten haben tatsächlich eine Agenda, aber es geht nicht um die Errichtung einer sozialistischen Weltregierung oder die Förderung der teuflischen Pläne von George Soros.[1] Es geht um den Schutz dessen, was uns heilig ist. Darum benutzen wir Klimaargumente in Fällen, bei denen es eigentlich nicht um Klimawandel geht.
Klimaaktivisten, aufgepasst. Wenn man die Rolle der Ökosysteme bei der Erhaltung des Klimagleichgewichts verstanden hat, kann man die Argumente der Skeptiker umgehen und Bündnisse schmieden, indem man Anliegen nicht im Rahmen des CO2-Narrativs formuliert. Das ist möglich, wenn man begriffen hat, dass jegliche ökologische Genesung auch das Klima stabilisiert.
Dasselbe gilt für soziale, kulturelle, persönliche und Beziehungsgenesung. Alles ist mit allem verbunden. Man kann es mit quantitativen Argumenten nicht belegen, aber im Grunde unseres Herzens wissen wir, dass das atmosphärische Klima irgendwie auch das politische, soziale und spirituelle Klima spiegelt, und umgekehrt.
Anmerkungen
[1]Falls Sie keine Ahnung haben, wovon ich hier rede, lesen Sie die Kommentare zu rechts stehenden Artikeln über den Klimawandel.