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Die Institution Wissenschaft

August 31, 2020 by Charles Eisenstein

August 2020


Klima – eine neue Perspektive

Kapitel

  • Prolog: Verloren im Labyrinth
  • Kapitel 1: Eine Krise des Seins
  • Eine verlorene Wahrheit
  • Wer sind „die“?
  • Der Kampf
  • Kapitel 2: Jenseits von Klima-Fundamentalismus
  • Nichts anderes zählt?
  • Die absurden Konsequenzen des CO2-Reduktionismus
  • Das soziale Klima
  • Schnell eine Ursache finden
  • Die Ur-Ursache
  • Wo das Engagement lebendig ist
  • Kapitel 3: Die Schein-Diversität der Klima-Meinungen
  • Auf welcher Seite stehe ich?
  • Ein Besuch in der Welt der Skeptiker
  • Das Ende der Welt
  • Die Institution Wissenschaft
  • Die falsche Diskussion
  • Kapitel 4: Wasser
  • Eine andere Betrachtungsweise
  • Die Wälder und die Bäume
  • Gaias Organe
  • Fünftausend Jahre Klimawandel
  • Kapitel 5: Kohlenstoff und Ökosysteme
  • Kohlenstoff, der Boden und das Leben
  • Fixiert auf Emissionen
  • Geo-Engineering – eine Illusion
  • Der Kult um messbare Größen
  • Kapitel 6: Ein Pakt mit dem Teufel
  • Die Gefahren des Narrativs von der globalen Erwärmung
  • Die Ursachen für unsere Untätigkeit
  • Warum sollte ich meinen Sohn lieben?
  • Die Kommerzialisierung der Natur
  • Die Rechte der Natur

Kapitel 3: Die Schein-Diversität der Klima-Meinungen

Die Institution Wissenschaft

Wenn die skeptische „Rechte“ und die apokalyptische „Linke“ beide durch den Bestätigungsfehler in einem Wahrnehmungstunnel gefangen sind, sollten wir vielleicht in der Mitte Zuflucht suchen, bei der klassischen Perspektive auf den Klimawandel. Das ist übersichtliches Terrain, abgesteckt von der höchsten gesellschaftlichen erkenntnistheoretischen Instanz, der Wissenschaft.

Das Problem ist nur, dass die Mitte nicht von der Dynamik, die die extremen Positionen erfasst hat, verschont geblieben ist. In den letzten Jahren melden sich immer öfter Wissenschaftskritiker zu Wort: Sie machen auf schwere Fehler bei der Forschungsfinanzierung, in der Veröffentlichungspraxis und in der Forschung selber aufmerksam. Manche sehen sich veranlasst so weit zu gehen, den Bankrott der Wissenschaft zu erklären.[1]

Das sind unter anderem ihre Kritikpunkte:

  • Verschiedene Formen von Betrug – mache bewusst, aber die meisten sind unbewusst und systemisch;[2]
  • Resultate können nicht reproduziert werden; außerdem fehlt der Anreiz überhaupt zu versuchen, Ergebnisse zu reproduzieren;[3]
  • Missbrauch von Statistik, zum Beispiel p-Hacking; dabei werden Daten durchforstet, um aus ihnen post hoc eine „Hypothese“ für die Veröffentlichung zu extrahieren;[4]
  • Schwere Fehler im Peer-Review-System, zum Beispiel die tendenzielle Verstärkung bestehender Paradigmen und Unterdrückung dessen, was die Ansichten der Gutachter (deren Karrieren auf diese Ansichten gegründet sind) in Frage stellt;[5]
  • Die Schwierigkeit Geld für unorthodoxe Forschungshypothesen zu akquirieren;[6]
  • Eine systematische Bevorzugung von positiven gegenüber negativen Resultaten, und die Unterdrückung von Ergebnissen, die der Karriere eines Forschers nicht nützen.[7]

Das System fördert die endlose Verfeinerung existierender Theorien, über die Einvernehmen herrscht, aber wenn eine davon falsch ist, gibt es fast unüberwindliche Hindernisse sie zu kippen. Das geht viel weiter als der klassische von Kuhn beschriebene Widerstand gegen Paradigmenwechsel – Kritiker nennen ihn „Paradigmenschutz“. Harold Varmus, ehemaliger Direktor der US Gesundheitsbehörde NIH und Nobelpreisträger beschreibt das so:

Das System bevorzugt jene, die Resultate garantieren können und nicht jene mit potentiell bahnbrechenden Ideen, die per Definition keinen Erfolg versprechen können. Junge Forscher werden nicht ermutigt, zu weit von ihrer Arbeit als Doktoranden abzuweichen, wo sie doch besser neue Fragen stellen und neue Herangehensweisen probieren sollten. Erfahrene Forscher bleiben lieber bei ihren altbewährten Erfolgsrezepten als neue Gebiete auszukundschaften.[8]

Es ist nicht schwer zu erkennen, wie diese Dynamik die Klimawissenschaft, ein politisch aufgeladenes Feld, das Milliarden Dollars an öffentlichen Forschungsgeldern bezieht, beeinflussen könnte. Auf den Websites der Skeptiker beklagen sich Klimaforscher, dass sie sich nicht trauen, Ergebnisse zu veröffentlichen, die der Lehrmeinung in der Klimawissenschaft widersprechen, weil sie nicht als „Leugner“ stigmatisiert werden möchten. Professorinnen berichten davon, dass sie Studenten davon abraten, inkonsistente Daten zu untersuchen. Und man findet Anekdoten über namhafte Wissenschaftler, die Forschungsgelder und Stellen verloren haben, nachdem sie nur milde Kritik an den offiziellen Positionen geäußert hatten.

Die dissidente Klimawissenschaftlerin Judith Curry wirft Fragen über die Entstehungsweise des wissenschaftlichen Einvernehmens rund um den Klimawandel auf:

Der verzerrte wissenschaftliche „Konsens“ verstärkt sich selbst durch eine Reihe von professionellen Anreizen: Solche Resultate sind leichter zu veröffentlichen, besonders in einflussreichen Journalen. Man bekommt leichter Gelder dafür. Man erhält Anerkennung von den Fachkollegen in Form von Preisen, Unterstützung etc. Man bekommt mediale Aufmerksamkeit und erlangt größere Bekanntheit für solche Forschung. Man befeuert damit die grob vereinfachende Vorstellung, dass die Wissenschaft „die Welt retten“ kann. Und man wird von der hohen Politik zu Rate gezogen.[9]

Das alles addiert sich gewissermaßen zu einem kollektiven Bestätigungsfehler innerhalb der Wissenschaft auf – dem selben kognitiven Handicap, das offensichtlich so viele Skeptiker betrifft. Mit anderen Worten: Das Establishment ist nicht vor dem Bestätigungsfehler gefeit. Er ist auch im Establishment verankert, trotz des Peer-Review-Systems, das ihn eigentlich eliminieren sollte. Mein Vater, ein Professor im Ruhestand, sagt über Peer Review:

Gutachten in meinem Forschungsgebiet waren oft wenig sorgsam hingeworfen, weil die Gutachter wenig Anreiz hatten, Zeit dafür aufzuwenden. Keiner erhielt die Originaldaten der Autoren um sie zu reproduzieren. Die Herausgeber konnten durch ihre Auswahl bestimmter Gutachter das Ergebnis beeinflussen (das ist wichtig). Auch gab es Klüngel unter Forschern in spezialisierten Gebieten. Sie waren die einzigen, die einen bestimmten Artikel verstehen konnten, und schrieben gefällige Gutachten, um den Status und die Sichtbarkeit ihrer Seilschaft zu erhöhen.

Lassen Sie mich schnell hinzufügen, dass ich damit nicht behaupten möchte, die etablierte Sicht auf das Klima (oder irgend etwas anderes) sei falsch. Aber ich will darauf hinweisen, dass falsche wissenschaftliche Ansichten nicht leicht zu erkennen wären. Die können nur entdeckt werden, wenn die Mechanismen der Selbstkorrektur in der Wissenschaft als Institution ordentlich funktionieren.

An die, die mich verdächtigen, wissenschaftsfeindlich zu sein: Lassen Sie mich ein Geständnis machen. Der Konsens über die Klimaerwärmung, der die hohe Wissenschaft, die Regierungen und viele Eliten der Welt einigt, stärkt mein Vertrauen in das gängige Narrativ nicht; im Gegenteil.

Warum sollte ich den Konsens in Sachen Klimawandel akzeptieren, wenn ich den Konsens derselben Parteien über den Nutzen von genmanipulierten Organismen, Kernkraft, pharmazeutischer Krebsbehandlung und der Sicherheit gängiger Pestizide ablehne?[10]

Sie mögen einwerfen, dass der Konsens über diese Themen schwächer als der Konsens über den Klimawandel ist, und das mag stimmen. Wenn ich andere Beispiele für einen zweifelhaften wissenschaftlichen Konsens auflisten soll, bringt mich das allerdings in ein gewisses Dilemma. Sagen wir ich melde meine Zweifel an der Urknalltheorie oder an der Existenz der Dunklen Materie an, oder an der Hypothese, dass Cholesterin für Arteriosklerose verantwortlich ist, oder daran, dass Pumpen und Kanäle in der Physiologie von Zellmembranen eine wichtige Rolle spielen, dann werde ich die Glaubwürdigkeit untergraben, die ich brauche, um meinen Standpunkt erfolgreich zu vertreten. Meine Leserschaft wird annehmen, dass ich nicht alle Tassen im Schrank, dass ich keine Ahnung von Grundlagenwissenschaft habe, oder dass ich leichtgläubig bin und mich schnell von schrägen Ideen hinreißen lasse. Man wird mich in einen Topf mit biblischen Kreationisten, Vertretern der Theorie der flachen Erde und mit Mondlandungsverschwörungstheoretikern werfen. Oder Sie ziehen den Schluss, dass meine widerborstigen Ansichten psychologische Gründe haben, dass ich gegen meinen Vater rebelliere oder unter Oppositionellem Trotzverhalten leide.

Man kann jemanden, der auf den wissenschaftlichen Konsens vertraut, mit keinem Beispiel vom Gegenteil überzeugen. Gewiss, man könnte historische Beispiele für falsche wissenschaftliche Lehrmeinungen anführen: die Äther-Theorie, oder die Idee, dass die Menschheit durch Eugenik vor genetischer Degeneration gerettet werden sollte, und natürlich das abgedroschene Beispiel der geozentrischen Kosmologie fallen mir hier ein. Aber jemand, der an die Wissenschaft glaubt, kann dieses Argument umdrehen und sagen: „Sehen Sie? Die Wissenschaft funktioniert ja. Die falschen Theorien wurden letztendlich ausgemistet, und wir kommen insgesamt der Wahrheit immer näher.“ Man nimmt an, dass die größten Fehler alle schon in der Vergangenheit gemacht wurden.

Nicht dass Sie jetzt denken, ich glaube automatisch alles, was mir unterkommt, solange es von der wissenschaftlichen Lehrmeinung abweicht. Schließlich widersprechen einander auch viele wissenschaftlich umstrittenen Meinungen. Über viele Themen habe ich gar keine spezielle Meinung, denn wenn ich versuche, mir eine zu bilden und herauszufinden was stimmt und was nicht, verstricke ich mich in einem Chaos von widersprüchlichen Behauptungen, die ich nicht beurteilen kann – so wie es mir im Fall der Debatte um die Satellitendaten erging.

Sie mögen mit solchen Fässern ohne Boden vertraut sein. Egal ob Sie Verschwörungstheorien zum 11. September 2001 untersuchen, Chemtrails, Getreidekreise, Impfschäden oder abweichende archäologische, kosmologische, biologische oder geologische Theorien – das Muster ist immer das Gleiche. Eine Seite beruft sich auf die Autorität der etablierten Wissenschaft, während die andere großteils aus marginalisierten Häretikern besteht. Die Dissidenten beklagen sich darüber, dass es ihnen so schwer gemacht wird, Forschungsgelder zu bekommen, ihre Arbeit in Journalen zu veröffentlichen, und dass ihre Argumente kaum ernst genommen werden. Die Verteidiger der Lehrmeinung berufen sich auf ebendieses Fehlen von Veröffentlichungen in Peer-Review-Journalen und sagen, dass genau das ein Grund ist, die unorthodoxen Theorien nicht ernst nehmen zu können. Ihr Argument ist: „Diese Theorien sind nicht akzeptiert, also sind sie nicht akzeptabel.“ Das ist der Bestätigungsfehler in Reinform.

In den meisten Debatten zwischen einer mächtigen Lehrmeinung und einer marginalisierten abweichenden Meinung setzt das Establishment abweichlerische Ideen gern unter Anführungsstriche und verwendet herabwürdigende Bezeichnungen wie „Leugner“, „Verschwörungstheoretiker“ oder „Pseudowissenschaftler“, um psychologischen Druck auf unentschiedene Laien auszuüben, die natürlich nicht wollen, dass man von ihnen glaubt, sie ließen sich leicht in die Irre führen. Diese Taktiken erzeugen eine soziale Dynamik, in der die Eigengruppe gegen die Fremdgruppe ausgespielt wird, und ich vermute, dass solche Dynamiken auch innerhalb des wissenschaftlichen Establishments funktionieren, um das Gruppendenken zu fördern und Abweichungen zu sanktionieren. Aber vielleicht sind die unorthodoxen Theorien ja wirklich Quatsch und verdienen es, lächerlich gemacht zu werden. Wir, die Laien, können es nicht wissen. Es läuft auch hier auf unser Vertrauen in Autoritäten hinaus.

Ich möchte gern ein Narrativ der ökologischen Heilung weiterentwickeln, das nicht vom Vertrauen in die bestehenden Autoritätsinstanzen – wissenschaftliche oder sonstige – abhängt. Die Wissenschaft kann immer noch ein Verbündeter sein (ich werde mich in den nächsten beiden Kapiteln stark auf sie stützen), aber sie braucht nicht der Anführer zu sein.

Angesichts der stark polarisierten Klimadebatte ist es vielleicht schwer für Sie, wirklich zu glauben, dass ich nicht doch heimlich versuche, die Idee von der anthropogenen Erderwärmung zu untergraben. Das ist nicht meine Absicht. Um es noch einmal zu wiederholen: Meine Absicht ist es, versteckte Grundannahmen sichtbar zu machen, von denen alle an der Debatte beteiligten Parteien gleichermaßen ausgehen, Grundannahmen, die die Krise verschlimmern und letztlich zur Katastrophe führen werden, egal welche Seite am Ende Recht hat.


Anmerkungen

[1]Belluz und Hoffman (2015).

[2]Freedman (2010).

[3]Baker (2016).

[4]The Economist (2013).

[5]Smith (2006) und The New Atlantis (2006).

[6]McNeil (2014).

[7]Peplow (2014).

[8]Albert et al. (2014).

[9]Curry (2016).

[10]Der Gastkommentar von Mitch Daniels 2017 in der Washington Post „Avoiding GMOs isn’t just anti-science. It’s immoral“ ist ein Beispiel für diese Linie. Lesen Sie auch meine Antwort: Eisenstein, 2018.



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