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Charles Eisenstein

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Das drohende Aussterben und die Revolution der Liebe

August 4, 2020 by Charles Eisenstein

August 2020
Übersetzung: Eike Richter, Nikola Winter & Jürgen Hornschuh. Es gibt eine englische version dieses Aufsatzes.


1. Keine Forderung ist zu groß

Der Extinction Rebellion (XR) geht es in Wirklichkeit gar nicht um den Klimawandel, obwohl sie das selbst noch glaubt. Das Klima ist eher als Aufhänger zu sehen, als Ausdruck eines tieferen Sehnens. Greta Thunberg und die Klimastreikenden verkörpern die Weigerung, einem lebensfeindlichen System zu gehorchen. „Ich werde nicht zur Schule gehen. Ich werde mich nicht an all dem beteiligen. Ich will kein Rädchen im Getriebe sein!“

Die drohende Klimakatastrophe ist wie ein Kristallisationskeim. Sie verleiht einer intuitiv empfundenen, diffusen Entfremdung vom gegenwärtigen Zivilisationsprojekt Form und Ausdruck und kann als Sündenbock für alles, was falsch läuft, herhalten. Sie lenkt die revolutionäre Bestrebung, alles zu ändern, gegen eine Sache. Aber wenn wir morgen früh aufwachten und in den Nachrichten hörten, dass die Wissenschaft unrecht gehabt hätte und sich die globalen Temperaturen stabilisierten, wäre das immer noch kein Grund für die Protestierenden, aufzuhören. Denn sie begreifen, dass die Herausforderung, vor der die Menschheit steht, nicht die Frage ist, wie alles weiterhin seinen gewohnten Gang gehen kann, nur eben ohne fossile Brennstoffe. Der gewohnte Gang ist nicht in Ordnung, und das lässt sich auch durch einen Umstieg auf andere Energiequellen nicht ändern. Wie die radikalen Kriegsgegner der 1960er, die Globalisierungsgegner der 1990er oder auch die Occupy-Bewegung haben sie nicht gemäßigte Reformen zum Ziel. Sie wissen, dass gemäßigte Reformen nicht tief genug ansetzen. Sie erkennen – bewusst oder unbewusst – dass Ökozid[i] kein korrigierbarer Nebeneffekt, sondern integraler Bestandteil des heutigen Wirtschafts- und Gesellschaftssystems ist. Sie wissen, dass wir zu mehr fähig sind als zu einer Welt voll nie endender Armut, Ungleichheit, Kriegen, häuslicher Gewalt, Rassismus und Umweltzerstörung. Und sie wissen, dass all diese Erscheinungen einander wechselseitig bedingen.

Mit anderen Worten, die Frage ist nicht, ob unsere heutige Zivilisation nachhaltig werden soll, sondern: Wollen wir sie überhaupt in der Form weiter aufrechterhalten? Sind wir denn nicht zu mehr fähig?

Bei einer Rede anlässlich der Eröffnung des Berliner Extinction Rebellion-Camps im Oktober 2019 , wagte ich eine Vermutung darüber zu äußern, worum es der Bewegung in Wirklichkeit geht. Was wir eigentlich wollen, sagte ich, ist, dass die Menschheit die Natur wieder heiligt. Wir wollen von einer Gesellschaft der Herrschaft zu einer der Teilhabe übergehen, von der Unterwerfung zum gemeinsam schöpferisch Tätigsein, von der Ausbeutung zur Regeneration, von der Schädigung zur Heilung und von der Vereinzelung zur Liebe. Und wir wollen diesen Wandel in all unseren Angelegenheiten zum Ausdruck bringen: in Ökologie, Ökonomie, Politik und im Persönlichen. Darum können wir sagen: „Liebe ist die Revolution.“

Solch ein Ziel lässt sich nicht leicht in politische Forderungen übersetzen. Jede Forderung, die ich stellen könnte, wäre entweder zu gering oder zu groß. Ist sie politisch denkbar, dann ist sie zu gering. Wenn ihre Umsetzung in der Macht und Befugnis politischer Amtsträger steht, wenn sie im Rahmen der gegenwärtigen Politik denkbar ist, heißt das, dass damit keine grundlegende Änderung des Systems verbunden sein darf. Solche Forderungen wären bestenfalls Richtungsanzeiger für ein Ziel, das wir ansteuern wollen. Schlimmstenfalls wären sie wie der letzte Walzer der Schiffskapelle am sinkenden Schiff.

Wenn wir hingegen Forderungen stellen, die dem Umfang des angestrebten Wandels entsprechen: An wen, bitteschön, sind diese Forderungen zu richten? Glauben wir denn, die globale Industriewirtschaft und der ihr angegliederte politische Apparat ist ein Güterzug, und wir müssen lediglich den Lokführer auffordern, die Maschine zu drosseln? Die Spitzen in Politik und Konzernen sind gerade so hilflos wie alle anderen. Sie sind Spielbälle von Kräften jenseits ihrer Kontrolle – und zumeist auch ihres Verständnisses. Was wir wirklich wollen – die schönere Welt, von deren Möglichkeit unsere Herzen wissen, und deren unverwirklichtes Potential mit jeder neuen Generation wieder eine Rebellion auslösen wird – kann uns keine Macht der Welt gewähren. Das heißt weder, dass sie unmöglich ist, noch, dass wir ihrem Werden nicht dienlich sein können. Ich will damit nahelegen, dass eine auf Forderungen basierende Sprache der Sache unangemessen sein dürfte.

Das sich auf fossile Energieträger stützende System besitzt enorme Schwungkraft. Es ist mit jeder Facette des modernen Lebens – von der Medizin über die Landwirtschaft und den Transport bis hin zu Produktion und Wohnungsbau – verknüpft. Jeder Aktivist, jede Aktivistin muss verstehen, dass die Forderung, sich von fossilen Brennstoffen abzuwenden, bedeutet, dass sich alles ändern muss; und diese Forderung kann unmöglich erfüllt werden. Aber das, worauf sie abzielt, ist nicht unmöglich. Genau diesem Ziel zu dienen sind wir hier: der vollständigen Neugestaltung der Zivilisation. Aber diese kann nicht mit Forderungen erreicht werden, denn niemand hat die Macht, solche Forderungen zu erfüllen.

Nicht einmal die klaren Forderungen von Extinciton Rebellion können von den Mächtigen heute erfüllt werden. Man sehe sich an, was geschieht, wenn Regierungen auch nur die Treibstoffsteuern erhöhen: Proteste und Ausschreitungen rund um den Globus – u.a. in Frankreich, Ecuador, Zimbabwe, und Indonesien – folgen Preissteigerungen beim Treibstoff auf den Fuß, und die Regierungen müssen entweder klein beigeben oder Truppen schicken, um die Unruhen zu unterdrücken. (Meist tun sie beides, weil die Rücknahme der Preiserhöhungen die allgemein glosende Unzufriedenheit nicht beschwichtigen kann, die hier geschürt wurde.) Da fossile Brennstoffe für die heutige Weltgemeinschaft unverzichtbar sind, zöge ein Ausstieg die völlige Zerrüttung der Gesellschaft nach sich. Es ist nicht damit getan, fossile Energiequellen durch Sonne, Wind und Biomasse zu ersetzen und vielleicht Technologien wie Geo-Engineering und Kohlenstoffbindung anzuwenden, um dann wieder zur gewohnten Tagesordnung übergehen zu können. Nein. Die unvorhersehbaren Fluktuationen erneuerbarer Energieträger, Interessenskonflikte bei der Bodennutzung und begrenze Vorkommen von seltenen Erden machen einen Ausstieg de facto unmöglich.[ii] Aber selbst wenn wir den gewohnten Gang fortsetzen könnten – wollten wir das wirklich?

Wenn wir etwas als Forderung verpacken, vertiefen wir die bestehenden politischen Machtverhältnisse. Wir beschränken das, was wir erreichen können, auf das, was in der Macht der politischen Amtsträger steht. Wir ermächtigen jene, die wir für mächtig halten, und wenn sie unser Ultimatum nicht erfüllen, erklären wir sie automatisch zu Feinden.

Eine Forderung impliziert die Drohung: „Mach was ich sage, sonst…!“ Stelle ich eine solche Forderung, die mein Gegenüber nicht erfüllen kann, mache ich den Adressaten damit automatisch zu meinem Gegner. Bewegungen, die das tun, neigen langfristig zu Schwund statt zu Wachstum. Der Bevölkerung entfremdet, die sie zu retten versuchen, und unfähig, greifbare Ergebnisse zu erreichen, schrumpfen sie auf selbstgerechte Märtyrerkader zusammen. Dieses Muster wiederholt sich immer wieder. Fast zwangsläufig bestätigt sich die Selbstgerechtigkeit, wenn die Polizei irgendwann brutal gegen sie vorgeht, um die Ordnung zu wahren. Dann dreht sich die Debatte nur mehr darum, ob Polizeigewalt gerechtfertigt ist, ob Gegengewalt gerechtfertigt ist, wer die Guten und wer die Bösen sind. Die Proteste selbst werden zum Thema anstelle des ursprünglichen Anlasses. Die Demonstranten versuchen jedes Vorkommen von Polizeigewalt zu benutzen, um die öffentliche Meinung zu ihren Gunsten zu beeinflussen. „Wir sind bestimmt die Guten, denn seht, wie böse die Regierung ist.“ Ein Medienkrieg folgt, ein Kampf um die Erzählhoheit. Innerhalb ihrer jeweiligen Medienblasen und Echokammern in den sozialen Medien überzeugt sich jede Seite zunehmend von der eigenen Tugendhaftigkeit und der Schlechtigkeit der anderen. So führen beide Seiten ein archetypisches Drama auf, Krieg genannt, und folgen der uralten Annahme, dass der Schlüssel zur Lösung jedes Problems der Sieg über einen Feind sei. Fortschritt muss errungen werden, im Kampf um die Vorherrschaft. Warum sehen wir nicht, dass genau diese Herrschaftsdenkweise der zivilisatorischen Umweltzerstörung zugrunde liegt? Dies ruft nach einer anderen Art von Revolution.

Es ist natürlich bequem, zur Lösung einer Krise erst einmal eine Liste von Feinden zu erstellen. Wir ersetzen ein Ziel, von dem wir nicht wissen, wie wir es erreichen können (alles zu ändern) durch eines, von dem wir es wissen (einen Anführer absetzen, die Regierung stürzen, politische Macht an sich reißen). So lenkt das Trugbild der Macht unsere revolutionäre Energie auf ein geringeres Ziel. Wenn der Lokführer die Maschine nicht drosselt, schmeißen wir ihn vom Zug und bremsen selbst. Doch wahrscheinlich werden wir wie die meisten Revolutionäre es nicht einmal schaffen, die Kontrolle tatsächlich an uns zu bringen. Im unwahrscheinlichen Fall, dass es uns gelingen sollte, und wir uns im Führerstand wiederfinden, werden wir erkennen, dass wir genauso unfähig sind den Motor zu drosseln wie unsere Vorgänger.

Das heißt nicht, wir sollen es einfach bleiben lassen und heimgehen. Lasst uns der Hoffnung vertrauen. Authentische Hoffnung ist keine Flucht in eine Illusion, sondern die Vorahnung einer realen Möglichkeit. Um sie zu verwirklichen, müssen wir das konventionelle Problemlösungsmuster durchbrechen, in dem jede Lösung nur wieder das selbe Problem in neuer Verkleidung erzeugt. Die konventionelle Diagnose des Problems Klimawandel ist selbst Teil des Problems, und damit sind es auch die damit verbundenen Lösungen. Schaffen wir es, aus diesem Teufelskreis auszusteigen, werden sich unsere Forderungen ändern und, noch wichtiger, werden wir Möglichkeiten zur Lösung der Krise finden, die überhaupt gänzlich jenseits einer Mentalität des Forderns liegen.

2. Ausgrenzung und CO2-Reduktionismus

So wie unsere Regierungen unfähig sind, effektive Maßnahmen zu ergreifen, sind gleichermaßen auch der Öffentlichkeit die Hände gebunden. Ich hörte die Geschichte von Demonstranten, denen es in London gelungen war, eine U-Bahn zu blockieren. Zweifellos glaubten sie, dass jeglicher Ungemach, der den Mitfahrenden daraus erwuchs, gegenüber der Rettung der Menschheit vor dem Aussterben, um die es ihnen ging, bedeutungslos sei. Es braucht radikale Aktionen! – vielleicht ein Boykott aller mit fossiler Energie betrieben Verkehrsmittel. Nun, die Mitreisenden konnten sich nicht dafür erwärmen. Eine sagte: „Ich könnte auf dem Weg ins Krankenhaus sein. Habt Ihr daran gedacht?“ Viele gehörten zur Arbeiterklasse und pendelten zu Jobs, auf die ihre Familien angewiesen waren. Auf die eine oder andere Weise hat jeder von uns durch seinen Lebensstil Anteil an der weltzerstörenden Maschinerie. Es ist zwecklos, an die persönliche Rechtschaffenheit der Leute zu appellieren und sie aufzufordern, weniger zu benutzen, weniger zu verbrennen, weniger herumzufahren, solange wir in einem System leben, in dem wir benutzen, verbrennen und herumfahren müssen um zu überleben.

Störaktionen verprellen jene Menschen, die darunter zu leiden haben und signalisieren ihnen: „Wir sind gewillt, euch für die Sache zu opfern.“ „Wir werden euch retten, ob es euch gefällt oder nicht!“ Dadurch erschaffen die Demonstranten in ihrer Beziehung zur Öffentlichkeit genau jene „Wir-gegen-die“-Dynamik, die auch ihre Beziehung zu den Behörden bestimmt.

Vielleicht denkt Ihr jetzt auch an andere Situationen, in denen jemand gegen seinen Willen für einen höheren Zweck geopfert werden soll, in denen manche Wesen dem Fortschritt einfach im Weg stehen, in denen die Freiheit eines Einzelnen ohne dessen Zustimmung übergangen wird? Ich will nicht behaupten, dass man immer die Zustimmung aller Betroffenen einholen soll, bevor man eine Protestaktion startet. Es geht schlicht darum, sie auch mitzubedenken; einen Moment innezuhalten und die Welt mit ihren Augen zu sehen, sich in ihre Lebenswirklichkeit zu versetzen. Es geht um Empathie. Empathie kann sich nicht einstellen, solange das Herz durch wertendes Denken verschlossen bleibt.

Die Selbstgerechtigkeit, die dem Appell an persönliche Rechtschaffenheit innewohnt, tut ein Übriges, das Misstrauen der Öffentlichkeit zu schüren. Wenn wir uns wegen unseres CO2-reduzierten Lebensstils für moralisch besser halten und einander gegenseitig auf die Schulter klopfen, unterstellen wir allen anderen automatisch, dass sie ignorant, weniger rechtschaffen oder auf dem falschen Weg sind. Je mehr wir uns mit dem Parfum der Marke „Ich lebe korrekt“ besprenkeln, desto mehr stinken wir nach Scheinheiligkeit. Es wäre effektiver, wenn wir, statt durch unser unversöhnliches Urteilen auf Distanz zu gehen, ernsthaft die Gesamtheit der Umstände der von uns Verurteilten zu verstehen versuchten. Das nennt man Inklusivität. Sie öffnet die Tür zu einer Revolution der Liebe.

Das Ausgrenzende an der Umweltbewegung kommt zum großen Teil daher, dass „grün“ auf eine gute CO2-Bilanz heruntergebrochen wird; eine gefährliche Vereinfachung, die Lebewesen, einschließlich Menschen, unberücksichtigt lässt, die nicht zu „zählen“ scheinen. Wie hoch ist der CO2-Beitrag von Walen? Meeresschildkröten? U-Bahn-Fahrenden? Obdachlosen? Gefängnisinsassen? Nachtigallen? Eulen? Wölfen? Wann werden wir lernen, dass die von uns ausgegrenzten Wesen am Ende die wichtigsten überhaupt sind? Wann werden wir verstehen, dass wir alle im selben Boot sitzen? Dies ist keine Revolution, bei der wir einige Wesen für die Weltrettung opfern, sondern eine, bei der wir erkennen, dass die Heilung aus der Wertschätzung der Entwerteten kommt. Denn was ist unter dem Strich mehr zum Objekt gemacht, ausgeschlossen und entwertet worden als die Natur selbst? Sie und all ihre Wesen nur mittels CO2 zu bewerten, einer quantifizierbaren Größe, die man einer Kosten-Nutzen-Analyse unterziehen kann, ist nur mehr einen Katzensprung davon entfernt, ihren Wert in Geld auszudrücken. Jedes Detail und jedes Wesen, das bei dieser Bewertung unberücksichtigt bleibt, wird Folgen für uns haben, denn in Wahrheit sind sie alle wichtig, damit das Leben in seiner ganzen Fülle gedeihen kann.

Was wird durch CO2-Bilanzierung entwertet? Was wird nicht gezählt? Nun, zum Beispiel Ökosysteme. Der Technologieausbau von „Grüner Energie“ wie Photovoltaik, Batterien, Windrädern und Elektromobilität bedarf einer gewaltigen Ausweitung der Rohstoffförderung. Weißt Du, liebe Leserin, lieber Leser, wie eine größere Förderanlage aussieht? Dabei handelt es sich nicht um ein unauffälliges Loch im Erdboden. Hier eine Beschreibung der Silbermine von Peñasquito in Mexiko:

Die sich über 100 km² erstreckende Anlage ist in ihrer Größe atemberaubend: Ein ausgedehnter offener Grubenkomplex, der sich in die Berge gefressen hat, wird flankiert von zwei Abraumhalden, die jeweils fast zwei Kilometer lang sind, sowie von einem Absetzbecken voll giftigem Schlamm, welches von einer elf Kilometer langen Mauer mit der Höhe eines fünfzigstöckigen Wolkenkratzers umgeben ist. Diese Mine wird innerhalb zehn Jahren 11.000 Tonnen Silber produzieren; dann sind ihre Reserven – die größten weltweit – erschöpft.

Wenn man die Weltwirtschaft auf erneuerbare Energien umstellen will, müssen wir bis zu 130 Minen im Ausmaß von Peñasquito in Betrieb nehmen. Und das nur für Silber.[iii]

Ähnliche Minen werden gebraucht, um den wachsenden Bedarf an Kupfer, Neodym, Lithium, Kobalt und anderen Mineralien, die für erneuerbare Energien benötigt werden, zu decken. Jedes Projekt vernichtet wieder ein Stück Wald und anderer Ökosysteme, verseucht das Grundwasser und erzeugt Unmengen giftiger Abfälle. Zum ökologischen Leid kommt unsägliches soziales Leid und eine Geopolitik im Stil von jener rund ums Erdöl. Zur Veranschaulichung werfe man nur einen Blick auf den beschönigten Putsch in Bolivien, wo der abgesetzte Präsident Evo Morales die enormen Lithiumreserven des Landes hatte verstaatlichen wollen.

Die anderen großen Technologien für erneuerbare Energie – Wasserkraft und Biomasse – sind in industriellem Umfang womöglich noch verheerender für die Umwelt als Bergbau: Sie entwurzeln Menschen und zerstören Ökosysteme. Es kann doch nicht das Anliegen von uns Umweltschützern sein, die Lebewesen der Erde zu Sprit und ihre Flüsse zu Kraftwerken zu machen!

Euch, denen an dieser Erde etwas liegt, bitte ich: Überlegt gut, was Ihr Euch wünscht. Hütet Euch vor falschen Forderungen. Hütet Euch vor den zu geringen Forderungen, die in Wirklichkeit gar nichts ändern oder womöglich mehr Schaden anrichten als nützen. Hütet Euch vor raschen Lösungen, die durch Euer Drängen und Eure Hast begünstigt werden. Manche davon könnten das Problem verschlimmern; das sind die Lösungen, die für die etablierten Mächte akzeptabel sind, weil sie deren Fundamente nicht bedrohen.

Zweifellos fügt die Förderung fossiler Brennstoffe dem Boden und dem Wasser schweren Schaden zu, selbst wenn man das CO2 außer Acht lässt. Nimmt man nur Kohlendioxid als Maßstab, müssten fossile Brennstoffe verboten werden, während allerhand sonstige verheerende Praktiken weiter erlaubt blieben. Vielleicht sollten wir nicht CO2 sondern stattdessen den Ökozid als Gradmesser zur Beurteilung heranziehen. Damit würde ein neuer, ganz anderer Maßstab dafür gesetzt, was als „grün“ gelten darf.

Es ist Zeit, dass wir uns für einen weit grundlegenderen Wandel einsetzen als CO2-Werte erfassen können. Was für einen Wandel braucht es, um das Wort Ökozid – es impliziert „Mord“ – tatsächlich ernst zu nehmen?

Die Grundursachen für den Klimawandel sind zumeist identisch mit den tieferen Ursachen für Gewalt, Ungerechtigkeit und Umweltschäden auf der Welt. Manche behaupten, der Kapitalismus sei dafür verantwortlich, aber die früheren sozialistischen Länder verhielten sich genauso räuberisch wie die kapitalistischen Länder, wenn nicht noch mehr. Ich behaupte, dass die eigentliche Ursache des Ökozids die Geschichte ist, die man sich in der modernen Zivilisation über die Welt erzählt. Ich nenne sie die Geschichte der Separation: eine Geschichte, die mich getrennt von Dir verortet, die Menschheit getrennt von der Natur, den Geist von der Materie und die Seele vom Fleisch. Volles Sein und Bewusstsein sind in dieser Geschichte exklusiv dem Menschen vorbehalten, der deshalb vom Schicksal dazu bestimmt ist, zur Herrschaft über die mechanischen Naturkräfte aufzusteigen, um einer geistlosen Welt Intelligenz aufzuzwingen. Die Geschichte der Separation ist die Basis für den uns bekannten Kapitalismus. Auf ihr bauen alle unsere Systeme auf. In ihr spiegelt sich die an diese Systeme angepasste Psyche wider. Geschichte, System und Psyche sichern einander wechselseitig das Weiterbestehen.

Die erste Forderung von Extinction Rebellion lautet: Die Regierung soll die Wahrheit über den Klimawandel sagen. Aber kennt diese überhaupt die Wahrheit? Wer ist bereit auszusprechen, dass die Erde in Wahrheit lebendig ist? Dass die Ursache für die Umweltzerstörung die tief verankerten Geschichten sind, welche sich die Zivilisation über sich und die Welt erzählt? Wer ist bereit zu sagen, was die Krise daher tatsächlich von uns verlangt: Eine komplette Transformation, eine Initiation in eine neue Art von Zivilisation?

3. Der Lebendige Planet

Eine Initiation ins Leben beginnt mit einer Krise, die alles über den Haufen wirft, was man davor gewusst hat und gewesen ist. Aus diesen Trümmern wird ein neues Selbst in eine neue Welt geboren.

Auch Gesellschaften können eine Initiation durchlaufen. Das ist es, was der Klimawandel für die gegenwärtige globale Zivilisation darstellt. Hierbei handelt es sich nicht lediglich um ein „Problem“, das wir aus der momentan vorherrschenden Weltsicht heraus und mit deren Lösungsmöglichkeiten beheben können. Wir sind stattdessen gefordert, eine neue Geschichte der Menschheit sowie eine neue (und alte) Beziehung zu unseren lebendigen Weggefährten einzugehen.

Ein Schlüsselelement dieser Verwandlung ist der Übergang vom geomechanischen Weltbild zum Weltbild vom Lebendigen Planeten. Die Klimakrise wird sich nicht durch ein Anpassen der Zusammensetzung von Gasen in der Atmosphäre lösen lassen, so als ob man am Luft-Treibstoff-Gemisch eines Dieselmotors herumtüftelte. Die lebendige Erde kann vielmehr nur gesund sein – kann tatsächlich nur lebendig bleiben – wenn ihre Organe vital sind. Das sind ihre Wälder, Böden, Feuchtgebiete, Korallenriffe, Fische, Wale, Elefanten, Seegraswiesen, Mangrovensümpfe sowie alle anderen Spezies und Systeme der Erde. Wenn wir sie alle weiterhin schädigen und zerstören, dann wird die Erde, selbst wenn wir die Emissionen über Nacht auf Null reduzieren, immer noch tausend Tode sterben.

Das Leben selbst schafft die Bedingungen, unter denen wieder Leben entstehen kann – durch Prozesse, die so komplex wie die Physiologie von Lebewesen sind, und von denen wir nur eine vage Vorstellung haben. Die Vegetation produziert flüchtige Verbindungen, die die Bildung von Wolken fördern, welche das Sonnenlicht reflektieren. Große Tiere (sogenannte Megafauna) transportieren Stickstoff und Phosphor quer durch Kontinente und Ozeane und unterhalten so den Kohlenstoffkreislauf. Wälder erzeugen ständig Tiefdruckzonen wodurch eine sogenannte biotische Pumpe in Gang gesetzt wird, die Regen ins Innere von Kontinenten bringt und atmosphärische Strömungsmuster aufrechterhält. Wale bringen Nährstoffe für Plankton aus den Tiefen der Ozeane an die Oberfläche. Wölfe begrenzen Wildpopulationen, wodurch das Unterholz des Waldes lebensfähig bleibt, was wiederum die Aufnahme von Regenwasser verbessert und so Dürren und Waldbrände verhindert. Biber verlangsamen die Fließgeschwindigkeit des Wassers vom Land zur See, puffern dadurch Flutwasser und reduzieren den Schlammeintrag in Küstengewässer, und so kann das dortige Leben gedeihen. Zugvögel und Wanderfische wie beispielsweise Lachse transportieren Nährstoffe aus dem Meer ans Land und versorgen so die Wälder. Pilzgeflechte verbinden riesige Gebiete zu einem Netzwerk, das komplexer als das menschliche Gehirn ist. Und all diese Prozesse greifen ineinander.

In meinem Buch „Klima: eine neue Perspektive“ argumentiere ich, dass ein Gutteil der Klimazerrüttung, die wir Treibhausgasen zuschreiben, in Wirklichkeit von der direkten Störung von Ökosystemen herrührt. So geht das seit Jahrtausenden: Zu Dürren und Wüstenbildung kam es überall dort, wo die Menschen Wälder abgeholzt und den Boden der Erosion ausgesetzt haben. Wäre es nicht bequem, all das auf den Treibhausgasausstoß zu schieben und unsere materielle Kultur wie bisher weiterzuführen, nur mit erneuerbaren Energien?

Während ich diese Zeilen schreibe, erleidet Australien eine nie dagewesene Hitzekatastrophe mit Bränden und Dürre. Australien hat zuletzt 5.000 Quadratkilometer Wald pro Jahr abgeholzt. Wäre es nicht auch dort bequem, alles den globalen CO2-Emissionen zuzuschreiben?

Der Ausdruck „Ökosystemstörung“ klingt wissenschaftlich. Man könnte auch „Verletzen und Töten lebender Wesen“ dazu sagen. Aus der Perspektive des Lebendigen Planeten ist letzteres die passendere Wortwahl. Ein Wald ist nicht nur eine Ansammlung lebender Bäume; er ist selbst lebendig. Der Erdboden ist nicht lediglich ein Substrat, auf dem das Leben wächst; der Erdboden ist lebendig. Und das trifft auch auf einen Fluss, ein Riff und einen Ozean zu. So wie es sehr viel einfacher ist, einen Menschen zu entwürdigen, auszubeuten oder zu töten, wenn man ihn als minderwertig sieht, ist es leichter, die Erdenwesen zu töten, wenn man sie von vornherein als nicht lebendig und unbewusst betrachtet. Flächenrodungen, Tagebaue, entwässerte Sümpfe, Ölteppiche etc. sind unvermeidbar, wenn wir die Erde als totes Ding ansehen, das nichts fühlt und gerade mal als Ressourcenlager nützlich ist.

Unsere Geschichten haben Macht. Wenn wir die Welt für tot ansehen, werden wir sie umbringen. Und wenn wir die Welt als lebendig betrachten, werden wir lernen, wie wir ihrer Heilung dienlich sein können.

* * *

Die Welt ist lebendig. Sie ist nicht nur der Wirtskörper des Lebens. Die Wälder und Riffe und Feuchtgebiete sind ihre Organe. Das Wasser ist ihr Blut. Der Erdboden ist ihre Haut. Die Tiere sind ihre Zellen. Dies sind keine genauen Entsprechungen, aber die Schlussfolgerung, die sich hiervon ableitet, trifft zu: Wenn diese Wesen ihre Unversehrtheit verlieren, wird der ganze Planet dahinsiechen.

Ich werde nicht versuchen, rational für die Lebendigkeit des Planeten Erde zu argumentieren. Da könnte man schon bei der Definition von Lebendigkeit zu streiten beginnen. Nein, ich möchte sogar noch weiter gehen und behaupten, dass die Erde auch empfindungsfähig, bewusst und intelligent ist – eine wissenschaftlich unhaltbare Aussage. Statt Argumente für meine Behauptung vorzubringen bitte ich Dich, lieber Skeptiker, liebe Zweiflerin: Stelle dich barfuß auf der Erde und spüre, ob sich das nicht richtig anfühlt. So argwöhnisch Du sein magst, so leidenschaftlich Du vielleicht davon überzeugt bist, dass das Leben nur ein glücklicher chemischer, von blinden physikalischen Kräften bedingter Zufall ist – ich glaube, dass in jedem Menschen die Flamme des Wissens brennt, dass Erde, Wasser, Boden, Luft, Sonne, Wolken und  Wind lebendig und bewusst sind und uns ebenso spüren wie wir sie.

Ich kenne die Skeptiker gut, denn ich bin einer von ihnen. Ein schleichender Verdacht überkommt mich, wenn ich viel Zeit in geschlossenen Räumen verbringe, vor Bildschirmen, umgeben von normierten anorganischen Gegenständen, die die Leblosigkeit der modernen Vorstellung von der Welt widerspiegeln.

Der Aufruf sich barfuß mit der lebendigen Erde zu verbinden wäre in einer akademischen Klimakonferenz oder bei einem Treffen des Weltklimarats unangemessen. Gelegentlich gönnt man sich auf solchen Veranstaltungen für einen Augenblick eine gefühlsduselige Zeremonie oder präsentiert einen Eingeborenen, der die vier Himmelsrichtungen anruft, bevor alle in den Konferenzraum treten, um zum Geschäftlichen überzugehen: einer Sache von Daten und Grafiken, Modellen und Projektionen, Kosten und Nutzen. In dieser Welt sind nur die Zahlen real. Solche Umgebungen quantitativer Abstraktionen, klimatisierter Luft, stetigen künstlichen Lichts, identischer Stühle und allgegenwärtiger rechter Winkel verbannen alles nicht-menschliche Leben. Die Natur existiert nur als abstrakte Darstellung, und die Erde ist nur theoretisch lebendig, oder wahrscheinlich nicht einmal das.

„In dieser Welt sind nur die Zahlen real.“ Wie ironisch, wenn man bedenkt, dass Zahlen der Inbegriff von Abstraktion sind. Wenn Probleme in Zahlen ausgedrückt werden, sucht der „realistische“ Verstand, sie auch zahlenmäßig zu lösen. Der mathematische Schlauberger in mir würde nur zu gern die Klimakrise lösen, indem er jede mögliche Strategie nach ihrem CO2-Fußabdruck bewertet. Er würde jedem Ökosystem, jeder Technologie, jedem Energieprojekt einen Treibhausgaswert zuweisen. Dann würde er mehr hiervon und weniger davon anordnen, Flugreisen mit Baumpflanzungen kompensieren und die Zerstörung von Feuchtgebieten hier mit Solarzellen dort ausgleichen, um ein bestimmtes Treibhausgaskontingent zu erfüllen. Er würde Methoden und Denkweisen einsetzen, die in der Finanzbuchhaltung entstanden sind, denn Geld ist eine andere Möglichkeit, die Welt auf Zahlen zu reduzieren. (Die Finanzwelt ist noch so ein Bereich, in dem nur die Zahlen real sind.)

Dummerweise lassen sowohl CO2-Reduktionismus als auch Geld all das unberücksichtigt, was scheinbar keinen Einfluss auf die Bilanz hat. Genau deshalb wird in der Klimabewegung mit traditionellen Umweltanliegen wie dem Schutz von Wildtieren, der Rettung der Wale oder der Beseitigung von Giftmüll kurzer Prozess gemacht. „Grün“ meint nun „niedrige CO2 -Werte“, sonst nichts.

Vom Standpunkt des Lebendigen Planeten aus ist das ein großer Fehler, denn die außer Acht gelassenen Wale, Wölfe, Biber, Schmetterlinge usw. gehören zu den Organen und Geweben, die Gaia ganz machen. Wenn wir uns das Mäntelchen der „Umweltfreundlichkeit“ anziehen, indem wir Flugreisen mit Baumpflanzungen kompensieren und unseren Strom aus Solarzellen beziehen, beschwichtigen wir unser Gewissen, während wir gleichzeitig den kontinuierlichen Schaden verschleiern, den unsere gegenwärtige Lebensweise nach sich zieht. Mit dem Begriff „Nachhaltigkeit“ implizieren wir die Erhaltung der uns vertrauten Gesellschaft, nur mit nicht-fossilen Energiequellen. Genau darum haben die etablierten Mächte das Klima-Narrativ so schnell übernommen, das ich CO2-Reduktionismus nenne. Selbst die Unternehmen im Bereich fossiler Energie sind damit einverstanden, weil es für sie bedeutet, dass alles seinen gewohnten Gang nehmen kann, wenn man zu Sequestriertechnologien und Geo-Engineering greift.

Die tatsächliche Bedrohung der Biosphäre ist viel größer, als die meisten Menschen selbst in der linken Szene begreifen. Sie umfasst das Klima, geht aber bei weitem darüber hinaus. Dem können wir nur durch einen vieldimensionalen Heilungsansatz begegnen. Der Erde droht Tod durch multiples Organversagen. Wir leben in einer „Zehn-Prozent-Welt“, so spitzt es der Naturkundler James Bernard MacKinnon es zu. Das ist die symbolische Maßzahl, die er zur Beschreibung der Dezimierung des Lebens auf Erden verwendet. Diese begann mit den ersten Massenzivilisationen, wurde in der industriellen Ära beschleunigt und setzt sich bis zum heutigen Tag fort. Wir haben nun vielleicht 10% der Wale, die es vor dem industriellen Walfang gab, 10% der großen Fische, die Hälfte der asiatischen Mangrovensümpfe, 20% der atlantischen Seegraswiesen, 1% der amerikanischen Urwälder und nur noch halb so viel Bäume auf der Welt wie zuvor, 30% weniger Vögel in meiner Lebenszeit, 50-80% weniger Insekten… Die Liste nimmt kein Ende.

Es wäre sicher nett, könnte man all das auf eine einzige Ursache schieben, will sagen: den Klimawandel. Dann könnten wir wie gewohnt mit reduktionistischen Modellen operieren. Wir wüssten im Prinzip, was zu tun ist. Wenn es jedoch eine Vielzahl von Ursachen gibt, die synergetisch ineinander greifen – Unkrautvernichter, Insektenvernichter, Lärmverschmutzung, elektromagnetische Verstrahlung, Giftmüll, Medikamentenrückstände, Flächenerschließung, Bodenerosion, Überfischung, Waldzerstörung, Grundwassererschöpfung, Einebnung der Nahrungspyramide und Treibhauseffekt – dann gibt es nicht die eine Lösung. Nicht zu wissen was man tun soll ist unangenehm. Man ist verleitet, eine einzige Ursache als Ausflucht zu benutzen. Aber sich die eigene Ratlosigkeit einzugestehen ist viel besser, als fälschlicherweise zu glauben, man wüsste was zu tun ist.

4. Neue Prioritäten

Intakten Ökosystemen dürften erhöhte CO2– und Methanwerte sowie höhere Temperaturen nicht viel anhaben. Schließlich waren die Temperaturen im frühen Holozän und während der Minoischen Warmzeit, im Römischen Klimaoptimum und in der Mittelalterlichen Warmzeit höher als heute, und trotzdem kam es nicht zu unkontrollierbaren Rückkopplungsschleifen durch Methanfreisetzung oder ähnliches. Ein Lebewesen mit starken Organen und gesunden Geweben ist widerstandsfähig.

Leider sind heute die Organe der Erde geschädigt, und ihre Gewebe wurden vergiftet. Sie ist in einem kritischen Zustand. Darum ist es jetzt wichtig, Treibhausgase zu reduzieren. Trotzdem legt das Paradigma vom Lebendigen Planeten eine andere Prioritätenliste im Vergleich zum konventionellen Klimadiskurs nahe. Vieles davon kann in erfüllbare Forderungen und praktikable Maßnahmen übersetzt werden, die Regierungen, Unternehmen und Einzelne sofort umsetzen können. Die Effekte wären unmittelbar und vor Ort spürbar.

Höchste Priorität hat der Schutz aller verbliebenen Urwälder und anderer noch nicht geschädigter Ökosysteme – der Schutz natürlicher Graslandschaften, der Korallenriffe, Mangrovensümpfe, Seegraswiesen und anderer Feuchtgebiete. Jedes intakte Ökosystem ist ein kostbarer Schatz, ein Hort der Artenvielfalt, ein Refugium für die Regeneration des Lebens. In ihnen ist jene tiefe Intelligenz der Erde noch lebendig, ohne die eine vollständige Heilung nicht möglich sein wird. In ihnen ist die Erinnerung des Lebendigen Planeten an seine Gesundheit noch da. Während ich diese Zeilen schreibe, wird der Regenwald des Amazonas rabiat zerstört, und um den zweitgrößten Regenwald im Kongo ist es sogar noch schlimmer bestellt. Auch der drittgrößte Regenwald in Neuguinea ist ernsthaft gefährdet: durch Rodung und Palmöl-Plantagen. Schon aus der Kohlenstoff-Perspektive sind sie wichtig, aber unter dem Paradigma vom Lebendigen Planeten sind sie lebenswichtige Organe. Wenn das Kohlenstoff-Narrativ ihrem Schutz dient, gut so; aber wir dürfen keinesfalls die Idee verbreiten, dass ihr Wert auf ihre Fähigkeit Kohlenstoff zu speichern reduziert werden könne.

Die zweitwichtigste Priorität hat die Wiederherstellung und Regeneration der geschädigten Ökosysteme weltweit. Das bedeutet unter anderem:

  • Großflächige Erweiterung von Meeresschutzzonen für die Regeneration der Ozeane.
  • Verbot von Grundschleppnetzen, Treibnetzfischerei und anderen industriellen Fischereipraktiken.
  • Umstellung auf regenerative Landwirtschaft zum Bodenaufbau durch Zwischenfruchtbau, Anbau mehrjähriger Pflanzen, Agroforstwirtschaft und ganzheitliches Weidemanagement.
  • Aufforstung und Wiederaufforstung.
  • Landschaftsgestaltung zur verbesserten Wasserrückhaltung, um den Wasserkreislauf wiederherzustellen.
  • Wiederansiedlung und Schutz von Schlüsselarten, Spitzenprädatoren[iv] und Megafauna.[v]

Für eine effektive Wiederherstellung können wir uns nicht auf skalierbare Patentrezepte verlassen. Jeder Ort ist einzigartig. Was sich in dem einen Tal oder auf dem einen Bauernhof bewährt hat, muss nicht auf dem nächsten funktionieren. Wenn wir die Orte und Ökosysteme der Erde als lebendige Einheiten begreifen und nicht als Datensätze, dann erkennen wir, wie wichtig ein genaues und ortsspezifisches Wissen über sie ist. Zahlenbasierte Wissenschaft kann dazu beitragen dieses Wissen zu systematisieren, aber sie kann kein Ersatz für unmittelbare qualitative Beobachtung durch die Bauern und andere ortsansässige Menschen sein, die mit dem Land Tag für Tag und seit Generationen zu tun haben.

Ein Wissen so profund und feinsinnig, wie es sich Jäger und Sammler oder traditionelle Bauern erarbeitet haben, ist schwer vorstellbar für eine nüchterne Wissenschaftlerin. Durch diese Art von Wissen, das in der Kultur und ihren Geschichten, Ritualen und Bräuchen verankert ist, werden die Menschen, die diese Kultur praktizieren, zu den Organen von Land und Wasser, die zur Widerstandsfähigkeit des Lebens auf der Erde beitragen. Bedauerlicherweise unterminiert vieles, was unter dem Begriff „Entwicklung“ (selbst „nachhaltige Entwicklung“) gehandelt wird, diesen Lebensstil und unterwirft die Menschen der globalen Warenwirtschaft. Wenn Entwicklung Eingliederung in die globale Wirtschaft bedeutet, kann die Hartwährung zur Rückzahlung von Entwicklungsdarlehen und importierten Hightech-Waren nur aus dem Export von natürlichen Rohstoffen, also von Abholzungen, Minen und aus der kommerziellen Landwirtschaft kommen. Daher verlangen die beiden höchsten Prioritäten eine Neudefinition des ganzen Entwicklungskonzepts und des damit einhergehenden Finanzsystems.

Dritthöchste Priorität hat es, mit dem Vergiften der Erde aufzuhören: mit Pestiziden, Herbiziden, Insektiziden, Kunststoffen, Giftmüll, Schwermetallen, Antibiotika, elektromagnetischer Strahlung, chemischen Düngemitteln, pharmazeutischen Rückständen, Atommüll und anderen industriellen Schadstoffen. Sie schwächen die Gewebe der Erde und durchdringen die gesamte Biosphäre. Das geht so weit, dass beispielsweise Orca-Wale als Spitzenprädatoren so viel PCB in ihrem Körper anreichern, dass man sie als Sondermüll klassifizieren müsste – und das, obwohl die Produktion von PCB in den 1970er Jahren weltweit eingestellt wurde. Neonicotinoide finden sich überall und führen zu drastisch schwindenden Insektenpopulationen. Mit ihnen gehen auch die Vögel und der Rest des Nahrungsnetzes zugrunde. Auch in den Meeren wird die Grundlage der Nahrungskette, das Plankton, gleichzeitig durch Schadstoffeintrag aus der Landwirtschaft, chemische Verschmutzung, seismische Messungen und die Dezimierung von Spitzenprädatoren bedroht. Der Boden in großen landwirtschaftlich genutzten Arealen ist praktisch tot – nur mehr Dreck nach Jahrzehnten der Behandlung mit chemischen Düngern und Pestiziden. Enorme Landstriche auf fast allen Kontinenten werden routinemäßig mit Insektenvernichtungsmitteln besprüht – in der Hoffnung, Krankheitsüberträger oder invasive Arten unter Kontrolle zu bringen. Die Lebewesen der Erde sind in arger Bedrängnis.

Vierte Priorität ist die Reduktion von Treibhausgasen in der Atmosphäre. Plötzliche Veränderungen in der Zusammensetzung der Atmosphäre sind ein weiterer Stressfaktor für die Ökosysteme dieser Erde, die schon durch Landerschließung, Rohstoffabbau und Umweltverschmutzung gefährlich geschwächt wurden. Die Ökosysteme – besonders Wälder, Savannen und Feuchtgebiete – die einst atmosphärische Strömungsmuster stabilisiert hatten, sind ernsthaft geschädigt. Treibhausgase haben thermodynamische Schwankungen des Systems intensiviert und die atmosphärischen Strömungsmuster weiter destabilisiert, was wiederum die geschwächten Ökosysteme weiter geschädigt hat. Aber selbst ohne erhöhte Treibhausgaswerte würde dieses massive Töten zur Katastrophe führen. Abgase fossiler Brennstoffe verschlimmern nur eine schon schlechte Situation.

Falls ihr, liebe Leser, irritiert seid, dass ich den Treibhausgasen nur den viertwichtigsten Platz zuweise, gebe ich zu bedenken, dass die Reduzierung von Treibhausgasen automatisch schon ein Nebenprodukt der drei höheren Prioritäten ist. Zum einen würde der wirkliche Schutz und die Wiederherstellung von Ökosystemen ein Moratorium für neue Pipelines, Offshore-Bohrungen, Fracking, Teersandabbau, Bergbau durch Gipfelabsprengung, Tagebau und andere Methoden zur Gewinnung fossiler Brennstoffe erfordern, weil mit ihnen schwere ökologische Risiken und beträchtlicher Schaden verbunden sind. Wenn wir jeden kostbaren Winkel dieses Planeten lieben und schützen wollen, müssen wir die Infrastruktur für fossile Brennstoffe sowieso neu gestalten, ungeachtet der Treibhausgasproblematik.

Außerdem können Wiederaufforstung und regenerative Landwirtschaft große Mengen an Kohlenstoff binden. Die Schätzungen wie viel Kohlenstoff durch holistisches Weidemanagement und biologischen Pflanzenanbau ohne Pflügen gespeichert werden kann, variieren beträchtlich, aber die bekanntesten Anwender wie Allan Savory, Gabe Brown und Ernst Götsch schaffen zwischen acht und zwanzig Tonnen pro Jahr und Hektar, bei gleichem oder sogar mehr Ertrag als im konventionellen Anbau und großteils ohne Chemikalien. Geht man von weltweit etwa fünf Milliarden Hektar Weide- und Ackerland aus, müssten nur 10- 25% davon auf diese Methoden umstellen um 100% der heutigen globalen Emissionen zu kompensieren. Schon klar, nicht jedem Bauern wird auf Anhieb der gleiche Erfolg beschieden sein wie den talentierten Erneuerern Savory, Brown und Götsch, aber das Potential ist gewaltig. Sogar Klimawandelskeptiker können diese Methoden gutheißen, da sie positive Auswirkungen auf die Artenvielfalt, das Grundwasser und den Wasserkreislauf haben. Gesunder Boden absorbiert Regenwasser wie ein Schwamm, wodurch er Überschwemmungen abpuffert, und gibt es dann langsam über Verdunstung an die Luft wieder ab. So wird die Regenzeit verlängert und mehr Wärme von der Erdoberfläche an die Atmosphäre abgegeben, von wo aus sie ans Weltall abstrahlt. Damit trägt gesunder Boden zur Abkühlung und Widerstandsfähigkeit bei und trotzt dem Klimawandel.

Paradoxerweise müssen wir gar nicht mit Treibhausgasen argumentieren, um Treibhausgase zu reduzieren. Die obige Prioritätenliste kann Inspiration für abertausende konkreter, erreichbarer Ziele zum Schutz und zur Regeneration sein, die zusammengerechnet sogar mehr bewirken können als von der Klimabewegung gefordert wird, aber aus einer anderen Motivation heraus. Die Ausgangspositionen unterscheiden sich nicht unbeträchtlich. Aus der Perspektive des Lebendigen Planeten wird man große Staudammprojekte ablehnen, weil dadurch Feuchtgebiete zerstört und Flüsse beeinträchtigt werden und der Transport von Sedimenten ins Meer verändert wird. Man wird Biotreibstoffplantagen verabscheuen, die große Flächen in Afrika, Asien und Südamerika einnehmen, weil sie oft natürliche Ökosysteme und nachhaltige kleinbäuerliche Landwirtschaft verdrängen. Vor Geo-Engineering-Programmen wie der Erhöhung der Wolken-Albedo durch Schwefelaerosole wird einem grauen. Man wird wenig überhaben für gigantische Kohlendioxid-Filteranlagen (auch CO2-Sequestrierung oder CO2-Abscheidung und -Speicherung, kurz: CCS, genannt). Man wird mit Schrecken sehen, dass Wälder zur Produktion von Hackschnitzeln für die Befeuerung von umgerüsteten Kohlekraftwerken vernichtet werden. Man wird an der Sinnhaftigkeit riesiger vogeltötender Windräder und endloser, öder, mit Solarpaneelen zugepflasterter Landstriche zweifeln.

Zu wissen, dass die Erde lebendig ist, ist ein Schritt in die Richtung, sie wieder als heilig anzusehen. Es ist ein Schritt hin zur Ehrfurcht gegenüber allen Wesen. Ist es nicht das, worum es bei den Klimaprotesten eigentlich geht?

5. Schulden und Krieg

Ehrfurcht vor allen Wesen ist die Grundlage einer Revolution der Liebe. Ohne diese Ehrfurcht mischen wir vielleicht die Karten neu, bleiben aber beim selben Spiel. Opfer wird Täter, Täterin wird Opfer, Hass ersetzt Ärger und Strafe die Gerechtigkeit, eine Niederlage verlangt Vergeltung und ein Sieg schafft neue Feinde.

Die vier Prioritäten, die ich umrissen habe, sind von dieser Ehrfurcht getragen, und sie sind nicht und können auch nicht von anderen Dimensionen globaler Heilung getrennt stehen. Wo immer es um soziale, politische, ökonomische, ethnische oder sexuelle Gerechtigkeit geht – um die Wiederherstellung der Integrität jener, denen sie genommen wurde – geht es um die selbe Sache. Diese Themen sind nicht bloß politisch korrekte Nebenschauplätze. Sie gehören zum Ganzen. Keines dieser Probleme kann unabhängig von den anderen gelöst werden. Zwei davon möchte ich besonders hervorheben, weil sie alles andere beeinflussen: Schulden und Krieg.

Stell Dir vor, liebe Leserin, lieber Leser, Du bist ein Land, etwa Ecuador. Die Weltgemeinschaft kommt zu Dir in Person eines Mannes, der eine Erdenfahne schwingt und sagt: “Schütze Deine Regenwälder! Schütze Deine Flüsse, Feuchtgebiete und Deine Böden! Das Schicksal der Welt hängt davon ab.” Dann legt er die Fahne beiseite und zieht eine Pistole, hält sie Dir an den Kopf und fügt hinzu: “Allerdings müssen die Kreditzahlungen weiter fließen”, wohl wissend, dass die einzige Möglichkeit, dem Folge zu leisten, darin besteht, eben jene Regenwälder, Flüsse, Feuchtgebiete und Böden zu zerstören. Widersetzt Du Dich, folgt die Strafe auf dem Fuße. Der internationale Anleihemarkt wird Dich im Stich lassen. Deine Währung bricht ein. Transnationale Konzerne und ihre verbündeten Nationalstaaten werden Deine Regierung notfalls mit Gewalt austauschen. Die neue als “demokratisch” gefeierte Regierung wird einen Sparkurs einführen, Gesetzeshürden gegen Umweltzerstörung aus dem Weg räumen, und sie wird dafür mit weiteren Entwicklungskrediten belohnt.

All das ist nicht der Bosheit von Bänkern, Bürokraten des Schattenstaates, militärischen Imperialisten oder einer Verschwörung von Illuminaten und reptilartigen Außerirdischen, die die Weltgeschicke hinter den Kulissen lenken, geschuldet.[vi] Es geschieht im Namen des Wirtschaftswachstums, das eine systemische Notwendigkeit ist. Ein Geldsystem, das auf verzinsten Krediten basiert, erfordert endloses Wachstum um zu funktionieren, und es erzeugt endlosen Druck auf all seine Teilnehmer, etwas – alles – zu unternehmen, um immer mehr Natur zu Produkten und Eigentum zu machen und immer mehr zwischenmenschliche Beziehungen zu Dienstleistungen.

Mein Buch “Ökonomie der Verbundenheit” ist eines von vielen, das beschreibt, was sich ändern muss, damit die Ökonomie sich wieder nach der Ökologie richtet. Eine Postwachstumsökonomie ist möglich, in der Fortschritt nicht als Wachstum, und Wohlstand nicht als quantitatives Mehr verstanden wird. An dieser Stelle möchte ich lediglich einen ersten Schritt in diese Richtung erwähnen, einen Schritt, den wir bald fordern könnten: Schuldenerlass auf breiter Front. Schulden kennt fast jeder Otto Normalverbraucher, und Schulden sind ganz zentral für das Funktionieren der weltverschlingenden Wachstumsmaschine.

Die Wachstumsmaschine weitet Marktbeziehungen auf jeden Winkel des Lebens aus. In einer Marktbeziehung versucht jede Partei, den besten Handel zu erzielen, während alle anderen Wesen für das Eigeninteresse instrumentalisiert werden. Die Grundeinstellung jeder Beziehung ist deshalb eine feindschaftliche. Schuld insbesondere ist ein Form von “Macht-über”. Wie David Graeber sagt: Hinter jedem Mann mit einem Kassenbuch steht immer ein Mann mit einer Pistole.

Separation und Herrschaft sind essentieller Bestandteil wirtschaftlicher Beziehungen, die auf Schulden basieren. Ihr Extrem erreichen sie im Phänomen Krieg. Die Kriegsindustrie verschlingt Unsummen an Geld, Energie und Materialien; aber am schlimmsten bedroht sie die Zukunft dadurch, dass sie den kollektiven Willen der Menschen bricht. Ein Kurswechsel zu einer Heilung der Welt erfordert Solidarität und eine gemeinsame Zielsetzung. Wenn wir unsere kreativen Energien und Lebenskräfte im Kampf gegeneinander aufbrauchen, was bleibt dann übrig, um diesen mächtigen Wandel in Gang zu setzen? Unser Schiff wurde von einem Strudel erfasst. Vielleicht, wenn alle an den Rudern pullen, können wir ihm entkommen. Stattdessen kämpft die Besatzung an Deck gegeneinander, während das Schiff seinem Untergang entgegen schlingert.

Solange der Krieg in all seinen Formen auf unserem Planeten tobt, wird keine der vier Prioritäten für einen Lebendigen Planeten jemals umgesetzt werden. Wenn Ehrfurcht die Quelle der Revolution ist, dann ist der wahre Revolutionär der Friedensarbeiter. Die Kriegsmentalität erzeugt ein psychisches Klima, in dem Ehrfurcht nicht möglich ist, weil der Gegner entmenschlicht wird und jedem Wesen, das der Kriegsanstrengung im Weg steht, Empathie verweigert wird. Genau so hat die moderne Ökonomie die Natur zum Objekt gemacht und jedes Wesen, das dem Profit im Weg steht, aus dem Kreis der Empathiewürdigen ausgeschlossen.

Das Kriegsdenken geht weit über militärische Konflikte hinaus. Die heutige extreme politische Polarisierung gehört genauso dazu. Die Aufspaltung in feindliche Lager, das Absprechen von Menschlichkeit der gegnerischen Seite, die Selbstzuschreibung moralischer Überlegenheit, der Glaube, dass die Lösung unserer Probleme durch Sieg zustande kommt – all dies sind Kennzeichen der Kriegsmentalität. Wenn es Eure politische Strategie ist, die Empörung der Öffentlichkeit über die untragbaren, skrupellosen Menschen in Politik, Unternehmen oder bei der Polizei zu schüren, dann führt Ihr einen Krieg. Wenn Ihr glaubt, die Menschen auf der anderen Seite stünden moralisch, ethisch, in Sachen Bewusstsein oder spirituell auf einer niedrigeren Stufe als Ihr, dann steht Ihr schon an der Schwelle zum Krieg. Also, ja, stellt die Handlungen bloß, die die Welt töten. Aber macht nicht die vermeintliche Schlechtigkeit der Handelnden dafür verantwortlich, und bildet Euch nicht ein, dass sich die Rollen ändern, wenn Ihr die Schauspieler feuert.

6. Polarisierung und Leugnen

Oben habe ich die umstrittene Behauptung wiedergegeben, dass die Temperatur in der mittelalterlichen Warmzeit höher als heute gewesen sein soll. Das möchte ich noch einmal aufgreifen; nicht weil es mir wichtig ist, diese Frage endgültig so oder so zu beantworten, sondern weil sie den Blick auf ein tieferliegendes Problem eröffnet, das unsere Kultur in vielerlei Hinsicht – nicht nur in Sachen Klimawandel – lähmt. Das dahinterliegende Problem ist die Polarisierung.

Klima-Rekonstruktionen in Form von Hockeyschläger-Kurven scheinen zu zeigen, dass es heute wärmer als je zuvor in den vergangenen zehntausend Jahren ist. Andererseits kritisieren die Skeptiker die methodologischen und statistischen Grundlagen dieser Studien und stützen sich ihrerseits auf Beweise wie höhere Meerespegel im frühen und mittleren Holozän oder Baumgrenzen, die hunderte Kilometer nördlich der heutigen liegen.

Nachdem ich mehrere Jahre lang in Büchern dazu recherchiert habe, traue ich mir zu, für jede der beiden Streitparteien überzeugend argumentieren zu können. Ich könnte mit einer beeindruckend langen Literaturliste belegen, dass die mittelalterliche Warmzeit (die jetzt „mittelalterliche Klimaanomalie“ genannt wird), in Wirklichkeit gar nicht so warm und vor allem auf den Nordatlantik und den Mittelmeerraum beschränkt war. Ich könnte genauso argumentieren, wieder auf dutzende Veröffentlichungen gestützt, die in Peer Reviews überprüft wurden, dass die Anomalie signifikant und global war. Das gleiche gilt für so ziemlich jedes Argument in der Klimadebatte. Ich kann für jede der beiden Seiten überzeugend genug argumentieren, um ihre Anhänger zufriedenzustellen.

Findest Du das jetzt anrüchig? Fragst Du Dich, ob ich im Ernst beiden Seiten eine Gleichwertigkeit unterstelle, wo doch das eine Lager aus skrupellosen, konzernfinanzierten, rechten Pseudowissenschaftlern besteht, denen die eigene Gier wichtiger als das Überleben der Menschheit ist, und das andere aus bescheidenen, integren Wissenschaftlern, abgesichert durch sich selbst korrigierende Institutionen wie das Peer-Review-System, wodurch sichergestellt ist, dass sich der wissenschaftliche Konsens der Wahrheit kontinuierlich annähert? Oder besteht das eine Lager aus mutigen Dissidenten, die ihre Karrieren riskieren, wenn sie die herrschende Lehrmeinung in Frage stellen, und das andere aus gleichgeschalteten risikoscheuen Karrieristen, die der globalistischen Agenda fanatischer linker „Ökofreaks“ und „grüner Spinner“ verpflichtet sind?

Solche polarisierenden Schmähungen kommen von beiden Seiten und lassen vermuten, dass sie sich jeweils in hohem Grad mit ihrem eigenen Standpunkt identifizieren. Ich bezweifle, dass eine der beiden Seiten Beweise zuließe, die ihrer Sichtweise widersprechen. Die Debatte ist so zugespitzt, dass sie sich nicht einmal darauf einigen können, was als Tatsache gilt. Jede der Streitparteien, von den Untergangspropheten über die Alarmisten bis zu den Skeptikern, scheint in ihrer eigenen Realitätsblase gefangen zu sein. Während sie jede Information, die ihrer Sicht widerspricht, anfeinden und aufs Kritischste hinterfragen, akzeptieren sie mehr oder weniger ungeprüft alles, was ihre eigene Position stärkt. Daher ist es unwahrscheinlich, dass die Seite, die falsch liegt, das jemals herausfindet. Und das, liebe Leserin, lieber Leser, gilt auch für Deine Sicht der Dinge!

Angesichts der extremen Polarisierung in den westlichen Gesellschaften heute habe ich mir eine Faustformel zugelegt, die sowohl für streitende Ehepartner als auch in der Politik gilt. Die Krux ist außerhalb der konkreten Auseinandersetzung zu suchen: in von beiden Seiten unhinterfragten Grundannahmen oder in dem, was beide ausblenden. Ergreift man Partei, erkennt man die Bedingungen der Debatte an und trägt dazu bei, dass die versteckten zugrundeliegenden Probleme nicht ans Licht kommen. Worüber sind sich beide Seiten stillschweigend einig? Was gilt als selbstverständlich? Welche Fragen werden nicht gestellt? Könnte die Heftigkeit, mit der die Debatte geführt wird, ein viel wichtigeres Thema verschleiern, das eigentlich unsere Aufmerksamkeit braucht?

Eine solche unhinterfragte gemeinsame Annahme in der Klimadebatte ist, dass das Heil des Planeten auf die Frage reduziert wird, ob die Erderwärmung auf Treibhausgase zurückzuführen ist. Wenn wir einzig die globale Erwärmung für die Verschlechterung der ökologischen Situation verantwortlich machen, impliziert das, es gäbe keinen Grund zur Beunruhigung mehr, wenn die Skeptiker Recht hätten. Vom Paradigma des Lebendigen Planeten aus gesehen besteht sehr wohl Grund zur Sorge, egal welche Seite Recht hat. Hält die Klimabewegung an der Geschichte vom unkontrollierbaren, vom Menschen verursachten globalen Klimawandel fest, muss sie die Skeptiker um jeden Preis widerlegen und sogar historische Beweise für wärmere Phasen in der Vergangenheit bestreiten, weil diese nicht ins Bild passen.

Das Lager der Alarmisten projiziert in die Sorge über die Erderwärmung eine höchst angebrachte, dringende Warnung vor der Verschlechterung der ökologischen Lage und dem sie vorantreibenden Lebensstil der Menschen. Tatsächlich läuft etwas entsetzlich falsch. Etwas, das alles betrifft. Aber leider hat die Umweltbewegung die unkontrollierbare Erderwärmung stellvertretend für all das genommen, was falsch läuft, und was das eigentliche Objekt ihrer Kritik sein müsste. Dadurch hat sie, so fürchte ich, an heiligem Boden verloren und zugelassen, dass der Kampf auf schwierigem Gelände stattfindet. Sie hat etwas Schwerverkäufliches durch etwas Leichtverkäufliches ersetzt. Sie hat eine Liebesgeschichte („Rettet die Wale!“) durch eine Horrorgeschichte („Uns droht der Untergang“) ersetzt. Sie hat unsere Sorge um die Erde von der Akzeptanz einer politisch aufgeladenen Theorie abhängig gemacht, die ein Vertrauen in die Institution Wissenschaft und jene Machtsysteme, in die sie eingebettet ist, erfordert; und das in einer Zeit, in der das Vertrauen in Autoritäten allgemein im Schwinden begriffen ist – mit gutem Grund.

Was die Skeptiker angeht, fürchte ich, dass der Vorwurf, sie seien „Leugner“, in vielen Fällen tatsächlich zutrifft. Ihre Kritik an der etablierten Klimawissenschaft mag gerechtfertigt sein oder nicht, aber die Position der Skeptiker ist Teil einer umfassenderen politischen Identität, die, um schlüssig zu bleiben, mit dem Klimawandel gleich auch jedes andere Umweltproblem für nichtig erklären muss. Indem sie auf der Position verharren, es sei alles in Ordnung, müssen die Skeptiker in ihren Blogs auch darauf bestehen, dass Plastikmüll, Atommüll, chemische Verschmutzung, Artensterben, elektromagnetische Strahlung, gentechnisch veränderte Organismen, Pestizide und so weiter kein Problem sind. Daher muss sich ihrer Meinung nach auch nichts ändern.

Mit ihrer Furcht vor dem tiefgreifenden Wandel, der uns bevorsteht, sind die Skeptiker aber nur die offensichtlichsten Leugner. Groteskerweise wird auch in der populären Klimadebatte geleugnet, und zwar dort, wo die Vorstellung verbreitet wird, es wäre mit einem Umstieg auf andere Energiequellen getan. Die gängige Rede vom „nachhaltigen Wachstum“ (ein Widerspruch in sich) veranschaulicht diesen Irrtum am besten, denn Wachstum führt in unserer Zeit zwangsläufig dazu, dass Natur zur Ressource, zum Produkt, zu Geld gemacht wird.

Das vorherrschende Narrativ von der globalen Klimaerwärmung macht das Leugnen sogar noch leichter, weil die Warnungen an eine anfechtbare wissenschaftliche Theorie geknüpft sind, deren letztendlicher Beweis erst dann erbracht sein wird, wenn es zu spät ist. Auswirkungen, die in Zeit und Raum weit weg und auch ursächlich weit auseinander liegen, machen es viel leichter, den Klimawandel zu leugnen. Viel schwieriger ist es zu bestreiten, dass bei der Waljagd Wale getötet werden, dass Abholzung zum Austrocknen des Bodens führt, dass Plastik das Leben in den Meeren tötet und so weiter. Ebenso ist es leichter zu beobachten, wie regionale ökologische Maßnahmen greifen, als zu wissen, welche Effekte Solaranlagen oder Windräder auf das Klima haben. Der ursächliche Zusammenhang ist unmittelbarer und die Effekte greifbarer. Wenn zum Beispiel Bauern Bodenregeneration praktizieren, beginnt der Wasserspiegel zu steigen, und Quellen, die seit Jahrzehnten versiegt waren, erwachen wieder zum Leben, Flüsse fließen wieder ganzjährig und Singvögel und Wildtiere kommen zurück. Das alles kann man mit eigenen Augen beobachten, ohne auf die Behauptungen wissenschaftlicher Autoritäten vertrauen zu müssen.

Wenngleich die persönliche Aufrichtigkeit und Intelligenz der meisten Wissenschaftler außer Zweifel steht, unterliegt die Wissenschaft als Institution einem kollektiven Bestätigungsfehler, der sie schon wiederholt in die Irre geführt hat. Man denke an den Niedergang zweier lange als so gut wie universell akzeptierter geltender Lehrmeinungen: Erstens, dass Cholesterin und gesättigte Fettsäuren aus der Nahrung Arteriosklerose verursachen, und zweitens, dass Evolution nur durch zufällige Mutation und natürliche Selektion stattfindet. (Das war ein unbezweifelbares Dogma bis horizontaler Gentransfer, Epigenetik und sich selbst editierende Gene akzeptiert wurden.) Das Misstrauen der Öffentlichkeit in wissenschaftliche Autoritäten mag nicht ganz ungerechtfertigt sein, besonders wenn die Wissenschaft so oft herangezogen wurde um zu belegen, dass Pestizide, gentechnisch veränderte Organismen, Mobilfunk-Sendemasten und diverse giftige Medikamente ungefährlich wären – was sich später als falsch herausstellte. Damit will ich der Klimawissenschaft nicht unterstellen, dass sie sich irrt. Ich möchte davor warnen, sich auf öffentlich anerkannte wissenschaftliche Erkenntnisse zu verlassen, wenn eine solche Anerkennung vom Paradigma des Lebendigen Planeten aus gar nicht nötig ist. Die Eliten halten den öffentlichen Widerstand stillschweigend für einen Ausdruck von Unvernunft oder Unwissen und leiten gönnerhaft Aufklärungskampagnen ein. Besteht die Quintessenz der Lektion Klimawandel darin, dass wir den Wissenschaftlern vertrauen hätten sollen? „Hätten wir doch auf die Lehrerin gehört“? „Hätten wir doch geglaubt, dass uns die Autoritäten die Wahrheit gesagt haben“?

Viele Linke halten die Wissenschaft (als Institution) für die letzte Bastion geistiger Gesundheit in einer dekadenten Kultur, für ein Bollwerk gegen die steigende Flut von Irrationalität. Aber was, wenn sie genauso verdorben ist wie unsere anderen Institutionen? Wenn sie als höchster Schiedsrichter über wahr und falsch entthront wird, wie können wir dann noch wissen, ob wir im Team „Die Guten“ spielen? Wie könnten wir uns dann noch als Lichtbringer der Vernunft in einem Kreuzzug gegen die Irrationalität sehen, die die Welt im Mark bedroht?

Das ist kein Aufruf, die Wissenschaft aufzugeben. Es ist ein Aufruf, sie möge sich auf ihren heiligen Ursprung zurückbesinnen: Bescheidenheit. Von ihrer institutionellen Verknöcherung befreit würde die Wissenschaft wahrscheinlich viele der etablierten Dogmen aufheben, die zur Zeit als unantastbare Wahrheit gelten. Ich bin nicht der Einzige, der Erfahrungen gemacht hat, die die Wissenschaft für unmöglich oder für Unsinn hält, der von Heilmethoden profitiert hat, die von der Wissenschaft als Quacksalberei bezeichnet werden, oder der in Kulturen gelebt hat, in denen wissenschaftlich inakzeptable Phänomene zum Alltag gehören. Ich behaupte nicht, dass das Standard-Narrativ von der globalen Erwärmung falsch ist. Ich weiß das überhaupt gar nicht. Ich weiß aber eben auch nicht, dass es richtig ist. Ich glaube, dass es äußerst lückenhaft ist. Daher habe ich meine Aufmerksamkeit auf das verlagert, was ich sicher weiß, angefangen bei dem Wissen, das von meinen eigenen bloßen Füßen kommt.

Dieses Wissen ist das Wissen, dass die Erde lebt. Betrachtet man die Erde als lebendig, erwachsen daraus Strategien und Handlungen, die sinnvoll sind, egal welche der Parteien in der Klimadebatte Recht hat.

7. Aussterben und Bestimmung

Sieht man sich als Teil eines Lebendigen Planeten, erkennt man die innige Verbindung zwischen menschlichen und ökologischen Belangen an. Ich höre oft Leute sagen: “Für die Erde ist der Klimawandel keine Bedrohung. Der Planet wird damit gut klarkommen. Nur die Menschen werden möglicherweise aussterben.” Wenn wir aber die Menschen als geliebte Kreaturen Gaias verstehen, geboren mit einer evolutionären Bestimmung, dann können wir nicht mehr sagen, dass sie ohne die Menschen schon klarkommen wird. Wir würden das ja auch nicht über eine Mutter sagen, die ihr Kind verloren hat. Sorry, aber Mutter Erde wird damit nicht gut klarkommen.

Die eben erwähnte Idee einer evolutionären Bestimmung läuft zwar der modernen biologischen Wissenschaft zuwider, aber wenn man die Welt und den Kosmos als empfindungsfähig, intelligent und bewusst ansieht, ergibt sie sich ganz natürlich. Dann stellt sich die Frage: “Warum sind wir hier?” oder sogar: “Warum bin ich hier?” Gaia ist ein neues Organ gewachsen. Wofür ist es da? Wie könnte die Menschheit mit allen anderen Organen zusammenwirken – den Wäldern und den Wassern und den Schmetterlingen und den Robben – im Dienste des Weltentraums?

Ich kenne die Antworten auf diese Fragen nicht. Ich weiß nur, dass wir beginnen müssen, diese Fragen zu stellen. Wir müssen es – und nicht als Fragen des Überlebens. Ob als Individuen oder als Spezies, wir leben für etwas, und wenn wir das außer Acht lassen, dann verebbt die Lebendigkeit. Uns ist das Leben nicht gegeben, um bloß zu überleben.

Uns ist das Leben nicht gegeben, um bloß zu überleben. Kein Lebewesen auf der Welt überlebt bloß. Ein jedes leistet seinen Beitrag zum Ganzen. Aus diesem Grund wird jedes Ökosystem schwächer, aus dem eine Art entfernt wird. Vom reinen Wettbewerbsstandpunkt aus sollte eine Art besser dran sein, wenn ihre Konkurrentin ausgelöscht wird, aber in der Tat ist sie schlechter dran. Und noch einmal, Leben schafft die Bedingungen für weiteres Leben. Nach diesem Prinzip sind die Menschen ebenfalls hier, dem Leben rundherum etwas zu schenken; wir sind hier, um dem Leben zu dienen. Wir als Zivilisation haben lange das Gegenteil getan. Nichts weniger als eine totale Revolution voll Liebe, ein großer Wandel, wird deshalb genügen.

Dementsprechend kann es Bewegungen wie Extinction Rebellion letztendlich nicht um das reine Überleben der Menschen gehen. Ihre Argumente drehen sich um Kipppunkte, Methan-Rückkopplungsschleifen, zwölf Jahre bevor es zu spät ist… aber ich weigere mich zu glauben, dass das alles ist, worum es ihnen geht. Wie gesagt, ließe der globale Temperaturanstieg nach, die rebellische Dringlichkeit bliebe bestehen.

Das folgende Szenario soll eindrücklich zeigen, dass das Überleben der Menschheit nicht das eigentliche Ziel unserer Anstrengungen ist. Eine viel bedrohlichere Möglichkeit lauert hinter der Stellvertreterangst vor dem Aussterben. Nehmen wir einmal an, wir wären dazu in der Lage, aus der Erde immer weiter einen riesigen Parkplatz, einen Tagebau und eine Müllkippe zu machen. Nehmen wir mal an, wir ersetzten die Äcker und Weiden durch hydroponische Anlagen und Tanks für Fleisch aus Zellkulturen. Nehmen wir mal an, wir verlegten unser Leben vollständig in klimakontrollierte Innenräume. Nehmen wir mal an, wir entwickelten kosmische Spiegel, CO2-absaugende Maschinen und himmelbleichende Chemikalien, um die globalen Temperaturen zu kontrollieren. Nehmen wir mal an, wir setzten den Kurs der letzten zehntausend Jahre fort, auf dem eine jede Generation den Planeten ein Stückchen weniger lebendig verlässt als die vorherige. Und nehmen wir mal an, dass der messbare Wohlstand der Menschheit wie in den letzten zehntausend Jahren weiter wächst. Ich nenne dieses Szenario die Betonwelt, in der die Natur vollständig abgestorben ist, ersetzt durch Technologie, und wir scheinen es kaum zu merken, wenn wir uns in den künstlichen digitalen Ersatz für die Natur einstöpseln. Hier stirbt nicht die Menschheit aus sondern alles andere. Ich frage Dich: Ist das eine akzeptable Zukunft?

Die Klimabewegung hat das Überleben der Menschheit zum Hauptthema gemacht. Das ist ein Fehler. Hier drei Gründe, warum: (1) Weil die Natur dann immer noch nach ihrem Nutzen für die Menschen bewertet wird. Das ist die gleiche Denkweise, die diese Plünderung so lange möglich gemacht hat. (2) Ob das auch weiterhin so sein wird oder nicht, die Erfahrung hat uns bisher gezeigt, dass die Menschen schon irgendwie klarkommen, auch wenn alles andere Leben stirbt – mehr und mehr von uns, weniger und weniger von allem anderen[vii]. (3) Weil es unehrlich ist, das Überleben der Menschheit zum Hauptthema zu machen, wenn es in Wahrheit gar nicht das ist, was uns motiviert. Nehmen wir an, das Überleben auf einem ansonsten toten Planeten wäre gewährleistet – würden wir dann erleichtert aufatmen und uns fröhlich am Ökozid beteiligen?

Bei Extinction Rebellion geht es darum (oder sollte es darum gehen), in was für einer Welt wir leben wollen. Es geht um die Frage, warum wir hier sind und welcher Bestimmung wir dienen. Es geht darum, einen anderen Kurs einzuschlagen und uns in den Dienst allen Lebens zu stellen.

Warum sollten wir dem Leben dienen wollen? Im Gegensatz zum Selbsterhaltungstrieb kann dieser Wunsch nur aus Liebe kommen.

Lasst uns eine weitere Dimension des Aussterbens in Betracht ziehen. In der Betonwelt stirbt die Natur, während die Menschheit überlebt. So ein Szenario kann man sich überhaupt nur ausdenken, wenn man Mensch und Natur als getrennt sieht. Faktisch sind wir untrennbar; wir sind Ausdruck der Natur. Deshalb können wir tatsächlich nicht „damit klarkommen“, wenn der Rest des Lebens stirbt. Es geht nicht unbedingt darum, dass wir nicht überleben könnten während der Rest stirbt. Es geht darum, dass mit jedem Aussterben, mit jedem Ökosystem, jedem Ort und jeder Art die scheidet, etwas in uns selbst ebenfalls stirbt. Verkümmern unsere Beziehungen, so verlieren wir an Ganzheit. Wir könnten weiter unser Bruttosozialprodukt steigern, unsere zurückgelegten Distanzen, unsere Lebensjahre, unsere Wohnflächen, unsere Klimaanlagen pro Kopf, unsere Bildungserrungenschaften, unseren Konsum, unsere Terrabytes, Petabytes und Exabytes; und doch werden diese endlos anschwellenden Zahlen nur von einem ungestillten spirituellen Hunger auf all die Dinge ablenken, die sie verdrängt haben: Verbundenheit und Zugehörigkeit, einen vertrauten Vogelgesang, der jedes Mal ein wenig anders klingt, den Geruch des Frühlings, das Aufblühen der Knospen, den Geschmack einer sonnenwarmen Himbeere, die Großväter, die Geschichten von einem Ort erzählen, den auch die Kinder gut kennen. Mit jedem Schritt in das selbst erschaffene Isolierzimmer verschärft sich so unser Leiden. Wir sehen schon jetzt die Symptome des Aussterbens, das in uns stattfindet: Depression nimmt zu, Angst, Suizid, Sucht, Selbstschädigung, häusliche Gewalt und andere Formen des Elends, die kein noch so großer materieller Wohlstand lindern kann.

Mit dem Raubbau am Leben auf der Erde geht ein Raubbau an unseren Seelen einher. Wenn wir Wesen töten, töten wir auch unser eigenes Wesen ab. Nicht länger eingebunden in ein Netz inniger, wechselseitiger Beziehungen, nicht länger teilhabend am Leben um uns herum, umgeben von eingegrenzten, toten Dingen verlieren wir selbst immer mehr an Lebendigkeit. Wir werden zu Zombies und wundern uns, warum wir uns innerlich so tot fühlen. Das ist die eigentliche Quelle der Proteste. Wir sehnen uns danach, das Leben wieder zurückzugewinnen. Wir wollen das Zeitalter der Separation hinter uns lassen.

Welcher Sache dienen wir? Welche Vision von Schönheit lockt uns? Diese Fragen sollen uns leiten, wenn wir durch das initiatorische Portal schreiten, das Klimawandel genannt wird. Mit diesen Fragen rufen wir eine kollektive Vision herbei, die den Kern einer gemeinsamen Geschichte, einer gemeinsamen Übereinkunft bildet. Ich denke nicht, dass diese Geschichte von jener alten Zukunft mit fliegenden Autos, Robotersklaven und Blasenstädten inmitten verschmutzter Öden handeln wird. Es wird eine Zukunft sein mit Stränden reich an Muschelschalen, eine, in der wir Wale zu Tausenden sehen, wo sich Vogelschwärme von Horizont zu Horizont erstrecken, wo Flüsse wieder klar fließen und das Leben an die zerstörten Orten von heute zurückgekehrt ist.

Wie erreichen wir eine solche Zukunft? Ich weiß es nicht, aber soviel kann ich sagen: Weil der Grund für die ökologische Krise alles ist, schließt die Lösung ebenfalls alles ein. Jede Heilung ist Teil der Erdheilung. Falls wir Forderungen stellen sollten, oder vielleicht lieber Einladungen, dann lasst sie uns ausweiten auf alles, was Heilung braucht, selbst auf jene – und speziell auf jene – die nicht wichtig erscheinen: die Gefängnisinsassen, die Mittellosen, die Marginalisierten, die vernachlässigten Orte und Menschen. Die Menschheit ist auch ein Organ Gaias, und die Erde wird niemals heil sein, wenn es die Gesellschaft nicht ist. Das soziale Klima, das politische Klima, das Beziehungsklima, das psychische Klima und das globale Klima sind untrennbar. Eine Gesellschaft, die die verwundbarsten Menschen ausbeutet, wird notwendigerweise auch die verwundbarsten Orte ausbeuten. Eine Gesellschaft, die Krieg gegen andere Menschen führt, wird, auf Gewalt konditioniert, auch gegen die Natur Krieg führen. Eine Gesellschaft, die manche ihrer Mitglieder abwertet, wird immer auch nicht-menschliche Wesen abwerten. Demenstprechend wird eine Gesellschaft, die sich der Heilung auf einer Ebene verschrieben hat, auch zur Heilung auf allen anderen Ebenen beitragen.

Jeder Akt der Heilung, wie klein auch immer, ist ein Gebet, ein Manifest wie die Welt sein soll. Können wir uns auf unsere Liebe für diesen schmerzenden, lebendigen Planeten einlassen und diese Liebe durch unsere Hände und unseren Verstand, durch unsere Technologie und unsere Künste zum Ausdruck bringen uns fragend: „Wie können wir am besten teilhaben an der Heilung und am Träumen der Erde?“

 


[i]           Anmerkung der Übersetzer: Unter Ökozid wird die durch menschliches Handeln verursachte langfristige, erhebliche Beschädigung, Zerstörung oder der Verlust von globalen Gemeingütern oder Ökosystemen verstanden, in einem Ausmaß, welches die Gesundheit und das Wohlbefinden seiner Bewohner (Menschen, Tiere, Pflanzen) erheblich einschränkt oder einschränken wird.

[ii]          Fitz, Don: „What is Energy denial?“ in: CounterPunch, 17.9.2019, https://www.counterpunch.org/2019/09/17/what-is-energy-denial/

[iii]         The Limits of Clean Energy. Jason Hickel in: Foreign Policy, 8.9.2019
https://foreignpolicy.com/2019/09/06/the-path-to-clean-energy-will-be-very-dirty-climate-change-renewables/

[iv]          Anm. d. Ü.: Arten, die in ihrem Ökosystem an der Spitze der Nahrungspyramide stehen, z.B. Wölfe und Luchse in den Mittelgebirgen.

[v]           Anm. d. Ü.: Die in ihrem Ökosystem körperlich größten Arten, z.B. Wasserbüffel in Flussauen.

[vi]          Kleiner Scherz… oder so. Es wäre sicher nett, etwas oder jemanden identifizieren zu können, den oder das wir bekämpfen und besiegen müssten, um die Welt zu retten. Das Böse zu besiegen ist unser ältestes Rezept, eine verführerische Lösung, eine falsche Lösung, die die Komplexität verschleiert und das Unbehagen, nicht zu wissen was zu tun ist, kaschiert.

[vii]         Menschen in weniger entwickelten Ländern können jetzt schon nicht mehr „klarkommen“ angesichts der Überschwemmungen, Dürren, Ernteausfälle und anderer dem Klimawandel zugeschriebener Ereignisse. Aber es war immer schon so, dass die Armen schlechter dran waren als die Reichen, was zur Schlussfolgerung geführt hat, dass wirtschaftliche und technologische Entwicklung – und nicht die Heilung der Erde – ihre Rettung sein würde.

 


Auch verwandt:

Wir brauchen eine Revolution der Liebe – eine ganzheitliche Betrachtung zum Klimawandel (transkript): https://charleseisenstein.org/essays/wir-brauchen-eine-revolution-der-liebe-eine-ganzheitliche-betrachtung-zum-klimawandel/

 



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Charles Eisenstein

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The Coronation

For years, normality has been stretched nearly to its breaking point, a rope pulled tighter and tighter, waiting for a nip of the black swan’s beak to snap it in two. Now that the rope has snapped, do we tie its ends back together, or shall we undo its dangling braids still further, to see what we might weave from them?

Covid-19 is showing us that when humanity is united in common cause, phenomenally rapid change is possible. None of the world’s problems are technically difficult to solve; they originate in human disagreement. In coherency, humanity’s creative powers are boundless. A few months ago, a proposal to halt commercial air travel would have seemed preposterous. Likewise for the radical changes we are making in our social behavior, economy, and the role of government in our lives. Covid demonstrates the power of our collective will when we agree on what is important. What else might we achieve, in coherency? What do we want to achieve, and what world shall we create? That is always the next question when anyone awakens to their power.

Covid-19 is like a rehab intervention that breaks the addictive hold of normality. To interrupt a habit is to make it visible; it is to turn it from a compulsion to a choice. When the crisis subsides, we might have occasion to ask whether we want to return to normal, or whether there might be something we’ve seen during this break in the routines that we want to bring into the future. We might ask, after so many have lost their jobs, whether all of them are the jobs the world most needs, and whether our labor and creativity would be better applied elsewhere. We might ask, having done without it for a while, whether we really need so much air travel, Disneyworld vacations, or trade shows. What parts of the economy will we want to restore, and what parts might we choose to let go of? And on a darker note, what among the things that are being taken away right now – civil liberties, freedom of assembly, sovereignty over our bodies, in-person gatherings, hugs, handshakes, and public life – might we need to exert intentional political and personal will to restore?

For most of my life, I have had the feeling that humanity was nearing a crossroads. Always, the crisis, the collapse, the break was imminent, just around the bend, but it didn’t come and it didn’t come. Imagine walking a road, and up ahead you see it, you see the crossroads. It’s just over the hill, around the bend, past the woods. Cresting the hill, you see you were mistaken, it was a mirage, it was farther away than you thought. You keep walking. Sometimes it comes into view, sometimes it disappears from sight and it seems like this road goes on forever. Maybe there isn’t a crossroads. No, there it is again! Always it is almost here. Never is it here.

Now, all of a sudden, we go around a bend and here it is. We stop, hardly able to believe that now it is happening, hardly able to believe, after years of confinement to the road of our predecessors, that now we finally have a choice. We are right to stop, stunned at the newness of our situation. Because of the hundred paths that radiate out in front of us, some lead in the same direction we’ve already been headed. Some lead to hell on earth. And some lead to a world more healed and more beautiful than we ever dared believe to be possible.

I write these words with the aim of standing here with you – bewildered, scared maybe, yet also with a sense of new possibility – at this point of diverging paths. Let us gaze down some of them and see where they lead.

* * *

I heard this story last week from a friend. She was in a grocery store and saw a woman sobbing in the aisle. Flouting social distancing rules, she went to the woman and gave her a hug. “Thank you,” the woman said, “that is the first time anyone has hugged me for ten days.”

Going without hugs for a few weeks seems a small price to pay if it will stem an epidemic that could take millions of lives. There is a strong argument for social distancing in the near term: to prevent a sudden surge of Covid cases from overwhelming the medical system. I would like to put that argument in a larger context, especially as we look to the long term. Lest we institutionalize distancing and reengineer society around it, let us be aware of what choice we are making and why.

The same goes for the other changes happening around the coronavirus epidemic. Some commentators have observed how it plays neatly into an agenda of totalitarian control. A frightened public accepts abridgments of civil liberties that are otherwise hard to justify, such as the tracking of everyone’s movements at all times, forcible medical treatment, involuntary quarantine, restrictions on travel and the freedom of assembly, censorship of what the authorities deem to be disinformation, suspension of habeas corpus, and military policing of civilians. Many of these were underway before Covid-19; since its advent, they have been irresistible. The same goes for the automation of commerce; the transition from participation in sports and entertainment to remote viewing; the migration of life from public to private spaces; the transition away from place-based schools toward online education, the decline of brick-and-mortar stores, and the movement of human work and leisure onto screens. Covid-19 is accelerating preexisting trends, political, economic, and social.

While all the above are, in the short term, justified on the grounds of flattening the curve (the epidemiological growth curve), we are also hearing a lot about a “new normal”; that is to say, the changes may not be temporary at all. Since the threat of infectious disease, like the threat of terrorism, never goes away, control measures can easily become permanent. If we were going in this direction anyway, the current justification must be part of a deeper impulse. I will analyze this impulse in two parts: the reflex of control, and the war on death. Thus understood, an initiatory opportunity emerges, one that we are seeing already in the form of the solidarity, compassion, and care that Covid-19 has inspired.

The Reflex of Control

At the current writing, official statistics say that about 25,000 people have died from Covid-19. By the time it runs its course, the death toll could be ten times or a hundred times bigger, or even, if the most alarming guesses are right, a thousand times bigger. Each one of these people has loved ones, family and friends. Compassion and conscience call us to do what we can to avert unnecessary tragedy. This is personal for me: my own infinitely dear but frail mother is among the most vulnerable to a disease that kills mostly the aged and the infirm.

What will the final numbers be? That question is impossible to answer at the time of this writing. Early reports were alarming; for weeks the official number from Wuhan, circulated endlessly in the media, was a shocking 3.4%. That, coupled with its highly contagious nature, pointed to tens of millions of deaths worldwide, or even as many as 100 million. More recently, estimates have plunged as it has become apparent that most cases are mild or asymptomatic. Since testing has been skewed towards the seriously ill, the death rate has looked artificially high. In South Korea, where hundreds of thousands of people with mild symptoms have been tested, the reported case fatality rate is around 1%. In Germany, whose testing also extends to many with mild symptoms, the fatality rate is 0.4%. A recent paper in the journal Science argues that 86% of infections have been undocumented, which points to a much lower mortality rate than the current case fatality rate would indicate.

The story of the Diamond Princess cruise ship bolsters this view. Of the 3,711 people on board, about 20% have tested positive for the virus; less than half of those had symptoms, and eight have died. A cruise ship is a perfect setting for contagion, and there was plenty of time for the virus to spread on board before anyone did anything about it, yet only a fifth were infected. Furthermore, the cruise ship’s population was heavily skewed (as are most cruise ships) toward the elderly: nearly a third of the passengers were over age 70, and more than half were over age 60. A research team concluded from the large number of asymptomatic cases that the true fatality rate in China is around 0.5%. That is still five times higher than flu. Based on the above (and adjusting for much younger demographics in Africa and South and Southeast Asia) my guess is about 200,000-300,000 deaths in the US – more if the medical system is overwhelmed, less if infections are spread out over time – and 3 million globally. Those are serious numbers. Not since the Hong Kong Flu pandemic of 1968/9 has the world experienced anything like it.

My guesses could easily be off by an order of magnitude. Every day the media reports the total number of Covid-19 cases, but no one has any idea what the true number is, because only a tiny proportion of the population has been tested. If tens of millions have the virus, asymptomatically, we would not know it. Further complicating the matter is the high rate of false positives for existing testing, possibly as high as 80%. (And see here for even more alarming uncertainties about test accuracy.) Let me repeat: no one knows what is really happening, including me. Let us be aware of two contradictory tendencies in human affairs. The first is the tendency for hysteria to feed on itself, to exclude data points that don’t play into the fear, and to create the world in its image. The second is denial, the irrational rejection of information that might disrupt normalcy and comfort. As Daniel Schmactenberger asks, How do you know what you believe is true?

In the face of the uncertainty, I’d like to make a prediction: The crisis will play out so that we never will know. If the final death tally, which will itself be the subject of dispute, is lower than feared, some will say that is because the controls worked. Others will say it is because the disease wasn’t as dangerous as we were told.

To me, the most baffling puzzle is why at the present writing there seem to be no new cases in China. The government didn’t initiate its lockdown until well after the virus was established. It should have spread widely during Chinese New Year, when every plane, train, and bus is packed with people traveling all over the country. What is going on here? Again, I don’t know, and neither do you.

Whether the final global death toll is 50,000 or 500,000 or 5 million, let’s look at some other numbers to get some perspective. My point is NOT that Covid isn’t so bad and we shouldn’t do anything. Bear with me. Last year, according to the FAO, five million children worldwide died of hunger (among 162 million who are stunted and 51 million who are wasted). That is 200 times more people than have died so far from Covid-19, yet no government has declared a state of emergency or asked that we radically alter our way of life to save them. Nor do we see a comparable level of alarm and action around suicide – the mere tip of an iceberg of despair and depression – which kills over a million people a year globally and 50,000 in the USA. Or drug overdoses, which kill 70,000 in the USA, the autoimmunity epidemic, which affects 23.5 million (NIH figure) to 50 million (AARDA), or obesity, which afflicts well over 100 million. Why, for that matter, are we not in a frenzy about averting nuclear armageddon or ecological collapse, but, to the contrary, pursue choices that magnify those very dangers?

Please, the point here is not that we haven’t changed our ways to stop children from starving, so we shouldn’t change them for Covid either. It is the contrary: If we can change so radically for Covid-19, we can do it for these other conditions too. Let us ask why are we able to unify our collective will to stem this virus, but not to address other grave threats to humanity. Why, until now, has society been so frozen in its existing trajectory?

The answer is revealing. Simply, in the face of world hunger, addiction, autoimmunity, suicide, or ecological collapse, we as a society do not know what to do. Our go-to crisis responses, all of which are some version of control, aren’t very effective in addressing these conditions. Now along comes a contagious epidemic, and finally we can spring into action. It is a crisis for which control works: quarantines, lockdowns, isolation, hand-washing; control of movement, control of information, control of our bodies. That makes Covid a convenient receptacle for our inchoate fears, a place to channel our growing sense of helplessness in the face of the changes overtaking the world. Covid-19 is a threat that we know how to meet. Unlike so many of our other fears, Covid-19 offers a plan.

Our civilization’s established institutions are increasingly helpless to meet the challenges of our time. How they welcome a challenge that they finally can meet. How eager they are to embrace it as a paramount crisis. How naturally their systems of information management select for the most alarming portrayals of it. How easily the public joins the panic, embracing a threat that the authorities can handle as a proxy for the various unspeakable threats that they cannot.

Today, most of our challenges no longer succumb to force. Our antibiotics and surgery fail to meet the surging health crises of autoimmunity, addiction, and obesity. Our guns and bombs, built to conquer armies, are useless to erase hatred abroad or keep domestic violence out of our homes. Our police and prisons cannot heal the breeding conditions of crime. Our pesticides cannot restore ruined soil. Covid-19 recalls the good old days when the challenges of infectious diseases succumbed to modern medicine and hygiene, at the same time as the Nazis succumbed to the war machine, and nature itself succumbed, or so it seemed, to technological conquest and improvement. It recalls the days when our weapons worked and the world seemed indeed to be improving with each technology of control.

What kind of problem succumbs to domination and control? The kind caused by something from the outside, something Other. When the cause of the problem is something intimate to ourselves, like homelessness or inequality, addiction or obesity, there is nothing to war against. We may try to install an enemy, blaming, for example, the billionaires, Vladimir Putin, or the Devil, but then we miss key information, such as the ground conditions that allow billionaires (or viruses) to replicate in the first place.

If there is one thing our civilization is good at, it is fighting an enemy. We welcome opportunities to do what we are good at, which prove the validity of our technologies, systems, and worldview. And so, we manufacture enemies, cast problems like crime, terrorism, and disease into us-versus-them terms, and mobilize our collective energies toward those endeavors that can be seen that way. Thus, we single out Covid-19 as a call to arms, reorganizing society as if for a war effort, while treating as normal the possibility of nuclear armageddon, ecological collapse, and five million children starving.

The Conspiracy Narrative

Because Covid-19 seems to justify so many items on the totalitarian wish list, there are those who believe it to be a deliberate power play. It is not my purpose to advance that theory nor to debunk it, although I will offer some meta-level comments. First a brief overview.

The theories (there are many variants) talk about Event 201 (sponsored by the Gates Foundation, CIA, etc. last September), and a 2010 Rockefeller Foundation white paper detailing a scenario called “Lockstep,” both of which lay out the authoritarian response to a hypothetical pandemic. They observe that the infrastructure, technology, and legislative framework for martial law has been in preparation for many years. All that was needed, they say, was a way to make the public embrace it, and now that has come. Whether or not current controls are permanent, a precedent is being set for:

  • • The tracking of people’s movements at all times (because coronavirus)
  • • The suspension of freedom of assembly (because coronavirus)
  • • The military policing of civilians (because coronavirus)
  • • Extrajudicial, indefinite detention (quarantine, because coronavirus)
  • • The banning of cash (because coronavirus)
  • • Censorship of the Internet (to combat disinformation, because coronavirus)
  • • Compulsory vaccination and other medical treatment, establishing the state’s sovereignty over our bodies (because coronavirus)
  • • The classification of all activities and destinations into the expressly permitted and the expressly forbidden (you can leave your house for this, but not that), eliminating the un-policed, non-juridical gray zone. That totality is the very essence of totalitarianism. Necessary now though, because, well, coronavirus.

This is juicy material for conspiracy theories. For all I know, one of those theories could be true; however, the same progression of events could unfold from an unconscious systemic tilt toward ever-increasing control. Where does this tilt come from? It is woven into civilization’s DNA. For millennia, civilization (as opposed to small-scale traditional cultures) has understood progress as a matter of extending control onto the world: domesticating the wild, conquering the barbarians, mastering the forces of nature, and ordering society according to law and reason. The ascent of control accelerated with the Scientific Revolution, which launched “progress” to new heights: the ordering of reality into objective categories and quantities, and the mastering of materiality with technology. Finally, the social sciences promised to use the same means and methods to fulfill the ambition (which goes back to Plato and Confucius) to engineer a perfect society.

Those who administer civilization will therefore welcome any opportunity to strengthen their control, for after all, it is in service to a grand vision of human destiny: the perfectly ordered world, in which disease, crime, poverty, and perhaps suffering itself can be engineered out of existence. No nefarious motives are necessary. Of course they would like to keep track of everyone – all the better to ensure the common good. For them, Covid-19 shows how necessary that is. “Can we afford democratic freedoms in light of the coronavirus?” they ask. “Must we now, out of necessity, sacrifice those for our own safety?” It is a familiar refrain, for it has accompanied other crises in the past, like 9/11.

To rework a common metaphor, imagine a man with a hammer, stalking around looking for a reason to use it. Suddenly he sees a nail sticking out. He’s been looking for a nail for a long time, pounding on screws and bolts and not accomplishing much. He inhabits a worldview in which hammers are the best tools, and the world can be made better by pounding in the nails. And here is a nail! We might suspect that in his eagerness he has placed the nail there himself, but it hardly matters. Maybe it isn’t even a nail that’s sticking out, but it resembles one enough to start pounding. When the tool is at the ready, an opportunity will arise to use it.

And I will add, for those inclined to doubt the authorities, maybe this time it really is a nail. In that case, the hammer is the right tool – and the principle of the hammer will emerge the stronger, ready for the screw, the button, the clip, and the tear.

Either way, the problem we deal with here is much deeper than that of overthrowing an evil coterie of Illuminati. Even if they do exist, given the tilt of civilization, the same trend would persist without them, or a new Illuminati would arise to assume the functions of the old.

True or false, the idea that the epidemic is some monstrous plot perpetrated by evildoers upon the public is not so far from the mindset of find-the-pathogen. It is a crusading mentality, a war mentality. It locates the source of a sociopolitical illness in a pathogen against which we may then fight, a victimizer separate from ourselves. It risks ignoring the conditions that make society fertile ground for the plot to take hold. Whether that ground was sown deliberately or by the wind is, for me, a secondary question.

What I will say next is relevant whether or not SARS-CoV2 is a genetically engineered bioweapon, is related to 5G rollout, is being used to prevent “disclosure,” is a Trojan horse for totalitarian world government, is more deadly than we’ve been told, is less deadly than we’ve been told, originated in a Wuhan biolab, originated at Fort Detrick, or is exactly as the CDC and WHO have been telling us. It applies even if everyone is totally wrong about the role of the SARS-CoV-2 virus in the current epidemic. I have my opinions, but if there is one thing I have learned through the course of this emergency is that I don’t really know what is happening. I don’t see how anyone can, amidst the seething farrago of news, fake news, rumors, suppressed information, conspiracy theories, propaganda, and politicized narratives that fill the Internet. I wish a lot more people would embrace not knowing. I say that both to those who embrace the dominant narrative, as well as to those who hew to dissenting ones. What information might we be blocking out, in order to maintain the integrity of our viewpoints? Let’s be humble in our beliefs: it is a matter of life and death.

The War on Death

My 7-year-old son hasn’t seen or played with another child for two weeks. Millions of others are in the same boat. Most would agree that a month without social interaction for all those children a reasonable sacrifice to save a million lives. But how about to save 100,000 lives? And what if the sacrifice is not for a month but for a year? Five years? Different people will have different opinions on that, according to their underlying values.

Let’s replace the foregoing questions with something more personal, that pierces the inhuman utilitarian thinking that turns people into statistics and sacrifices some of them for something else. The relevant question for me is, Would I ask all the nation’s children to forego play for a season, if it would reduce my mother’s risk of dying, or for that matter, my own risk? Or I might ask, Would I decree the end of human hugging and handshakes, if it would save my own life? This is not to devalue Mom’s life or my own, both of which are precious. I am grateful for every day she is still with us. But these questions bring up deep issues. What is the right way to live? What is the right way to die?

The answer to such questions, whether asked on behalf of oneself or on behalf of society at large, depends on how we hold death and how much we value play, touch, and togetherness, along with civil liberties and personal freedom. There is no easy formula to balance these values.

Over my lifetime I’ve seen society place more and more emphasis on safety, security, and risk reduction. It has especially impacted childhood: as a young boy it was normal for us to roam a mile from home unsupervised – behavior that would earn parents a visit from Child Protective Services today. It also manifests in the form of latex gloves for more and more professions; hand sanitizer everywhere; locked, guarded, and surveilled school buildings; intensified airport and border security; heightened awareness of legal liability and liability insurance; metal detectors and searches before entering many sports arenas and public buildings, and so on. Writ large, it takes the form of the security state.

The mantra “safety first” comes from a value system that makes survival top priority, and that depreciates other values like fun, adventure, play, and the challenging of limits. Other cultures had different priorities. For instance, many traditional and indigenous cultures are much less protective of children, as documented in Jean Liedloff’s classic, The Continuum Concept. They allow them risks and responsibilities that would seem insane to most modern people, believing that this is necessary for children to develop self-reliance and good judgement. I think most modern people, especially younger people, retain some of this inherent willingness to sacrifice safety in order to live life fully. The surrounding culture, however, lobbies us relentlessly to live in fear, and has constructed systems that embody fear. In them, staying safe is over-ridingly important. Thus we have a medical system in which most decisions are based on calculations of risk, and in which the worst possible outcome, marking the physician’s ultimate failure, is death. Yet all the while, we know that death awaits us regardless. A life saved actually means a death postponed.

The ultimate fulfillment of civilization’s program of control would be to triumph over death itself. Failing that, modern society settles for a facsimile of that triumph: denial rather than conquest. Ours is a society of death denial, from its hiding away of corpses, to its fetish for youthfulness, to its warehousing of old people in nursing homes. Even its obsession with money and property – extensions of the self, as the word “mine” indicates – expresses the delusion that the impermanent self can be made permanent through its attachments. All this is inevitable given the story-of-self that modernity offers: the separate individual in a world of Other. Surrounded by genetic, social, and economic competitors, that self must protect and dominate in order to thrive. It must do everything it can to forestall death, which (in the story of separation) is total annihilation. Biological science has even taught us that our very nature is to maximize our chances of surviving and reproducing.

I asked a friend, a medical doctor who has spent time with the Q’ero on Peru, whether the Q’ero would (if they could) intubate someone to prolong their life. “Of course not,” she said. “They would summon the shaman to help him die well.” Dying well (which isn’t necessarily the same as dying painlessly) is not much in today’s medical vocabulary. No hospital records are kept on whether patients die well. That would not be counted as a positive outcome. In the world of the separate self, death is the ultimate catastrophe.

But is it? Consider this perspective from Dr. Lissa Rankin: “Not all of us would want to be in an ICU, isolated from loved ones with a machine breathing for us, at risk of dying alone- even if it means they might increase their chance of survival. Some of us might rather be held in the arms of loved ones at home, even if that means our time has come…. Remember, death is no ending. Death is going home.”

When the self is understood as relational, interdependent, even inter-existent, then it bleeds over into the other, and the other bleeds over into the self. Understanding the self as a locus of consciousness in a matrix of relationship, one no longer searches for an enemy as the key to understanding every problem, but looks instead for imbalances in relationships. The War on Death gives way to the quest to live well and fully, and we see that fear of death is actually fear of life. How much of life will we forego to stay safe?

Totalitarianism – the perfection of control – is the inevitable end product of the mythology of the separate self. What else but a threat to life, like a war, would merit total control? Thus Orwell identified perpetual war as a crucial component of the Party’s rule.

Against the backdrop of the program of control, death denial, and the separate self, the assumption that public policy should seek to minimize the number of deaths is nearly beyond question, a goal to which other values like play, freedom, etc. are subordinate. Covid-19 offers occasion to broaden that view. Yes, let us hold life sacred, more sacred than ever. Death teaches us that. Let us hold each person, young or old, sick or well, as the sacred, precious, beloved being that they are. And in the circle of our hearts, let us make room for other sacred values too. To hold life sacred is not just to live long, it is to live well and right and fully.

Like all fear, the fear around the coronavirus hints at what might lie beyond it. Anyone who has experienced the passing of someone close knows that death is a portal to love. Covid-19 has elevated death to prominence in the consciousness of a society that denies it. On the other side of the fear, we can see the love that death liberates. Let it pour forth. Let it saturate the soil of our culture and fill its aquifers so that it seeps up through the cracks of our crusted institutions, our systems, and our habits. Some of these may die too.

What world shall we live in?

How much of life do we want to sacrifice at the altar of security? If it keeps us safer, do we want to live in a world where human beings never congregate? Do we want to wear masks in public all the time? Do we want to be medically examined every time we travel, if that will save some number of lives a year? Are we willing to accept the medicalization of life in general, handing over final sovereignty over our bodies to medical authorities (as selected by political ones)? Do we want every event to be a virtual event? How much are we willing to live in fear?

Covid-19 will eventually subside, but the threat of infectious disease is permanent. Our response to it sets a course for the future. Public life, communal life, the life of shared physicality has been dwindling over several generations. Instead of shopping at stores, we get things delivered to our homes. Instead of packs of kids playing outside, we have play dates and digital adventures. Instead of the public square, we have the online forum. Do we want to continue to insulate ourselves still further from each other and the world?

It is not hard to imagine, especially if social distancing is successful, that Covid-19 persists beyond the 18 months we are being told to expect for it to run its course. It is not hard to imagine that new viruses will emerge during that time. It is not hard to imagine that emergency measures will become normal (so as to forestall the possibility of another outbreak), just as the state of emergency declared after 9/11 is still in effect today. It is not hard to imagine that (as we are being told), reinfection is possible, so that the disease will never run its course. That means that the temporary changes in our way of life may become permanent.

To reduce the risk of another pandemic, shall we choose to live in a society without hugs, handshakes, and high-fives, forever more? Shall we choose to live in a society where we no longer gather en masse? Shall the concert, the sports competition, and the festival be a thing of the past? Shall children no longer play with other children? Shall all human contact be mediated by computers and masks? No more dance classes, no more karate classes, no more conferences, no more churches? Is death reduction to be the standard by which to measure progress? Does human advancement mean separation? Is this the future?

The same question applies to the administrative tools required to control the movement of people and the flow of information. At the present writing, the entire country is moving toward lockdown. In some countries, one must print out a form from a government website in order to leave the house. It reminds me of school, where one’s location must be authorized at all times. Or of prison. Do we envision a future of electronic hall passes, a system where freedom of movement is governed by state administrators and their software at all times, permanently? Where every movement is tracked, either permitted or prohibited? And, for our protection, where information that threatens our health (as decided, again, by various authorities) is censored for our own good? In the face of an emergency, like unto a state of war, we accept such restrictions and temporarily surrender our freedoms. Similar to 9/11, Covid-19 trumps all objections.

For the first time in history, the technological means exist to realize such a vision, at least in the developed world (for example, using cellphone location data to enforce social distancing; see also here). After a bumpy transition, we could live in a society where nearly all of life happens online: shopping, meeting, entertainment, socializing, working, even dating. Is that what we want? How many lives saved is that worth?

I am sure that many of the controls in effect today will be partially relaxed in a few months. Partially relaxed, but at the ready. As long as infectious disease remains with us, they are likely to be reimposed, again and again, in the future, or be self-imposed in the form of habits. As Deborah Tannen says, contributing to a Politico article on how coronavirus will change the world permanently, ‘We know now that touching things, being with other people and breathing the air in an enclosed space can be risky…. It could become second nature to recoil from shaking hands or touching our faces—and we may all fall heir to society-wide OCD, as none of us can stop washing our hands.” After thousands of years, millions of years, of touch, contact, and togetherness, is the pinnacle of human progress to be that we cease such activities because they are too risky?

Life is Community

The paradox of the program of control is that its progress rarely advances us any closer to its goal. Despite security systems in almost every upper middle-class home, people are no less anxious or insecure than they were a generation ago. Despite elaborate security measures, the schools are not seeing fewer mass shootings. Despite phenomenal progress in medical technology, people have if anything become less healthy over the past thirty years, as chronic disease has proliferated and life expectancy stagnated and, in the USA and Britain, started to decline.

The measures being instituted to control Covid-19, likewise, may end up causing more suffering and death than they prevent. Minimizing deaths means minimizing the deaths that we know how to predict and measure. It is impossible to measure the added deaths that might come from isolation-induced depression, for instance, or the despair caused by unemployment, or the lowered immunity and deterioration in health that chronic fear can cause. Loneliness and lack of social contact has been shown to increase inflammation, depression, and dementia. According to Lissa Rankin, M.D., air pollution increases risk of dying by 6%, obesity by 23%, alcohol abuse by 37%, and loneliness by 45%.

Another danger that is off the ledger is the deterioration in immunity caused by excessive hygiene and distancing. It is not only social contact that is necessary for health, it is also contact with the microbial world. Generally speaking, microbes are not our enemies, they are our allies in health. A diverse gut biome, comprising bacteria, viruses, yeasts, and other organisms, is essential for a well-functioning immune system, and its diversity is maintained through contact with other people and with the world of life. Excessive hand-washing, overuse of antibiotics, aseptic cleanliness, and lack of human contact might do more harm than good. The resulting allergies and autoimmune disorders might be worse than the infectious disease they replace. Socially and biologically, health comes from community. Life does not thrive in isolation.

Seeing the world in us-versus-them terms blinds us to the reality that life and health happen in community. To take the example of infectious diseases, we fail to look beyond the evil pathogen and ask, What is the role of viruses in the microbiome? (See also here.) What are the body conditions under which harmful viruses proliferate? Why do some people have mild symptoms and others severe ones (besides the catch-all non-explanation of “low resistance”)? What positive role might flus, colds, and other non-lethal diseases play in the maintenance of health?

War-on-germs thinking brings results akin to those of the War on Terror, War on Crime, War on Weeds, and the endless wars we fight politically and interpersonally. First, it generates endless war; second, it diverts attention from the ground conditions that breed illness, terrorism, crime, weeds, and the rest.

Despite politicians’ perennial claim that they pursue war for the sake of peace, war inevitably breeds more war. Bombing countries to kill terrorists not only ignores the ground conditions of terrorism, it exacerbates those conditions. Locking up criminals not only ignores the conditions that breed crime, it creates those conditions when it breaks up families and communities and acculturates the incarcerated to criminality. And regimes of antibiotics, vaccines, antivirals, and other medicines wreak havoc on body ecology, which is the foundation of strong immunity. Outside the body, the massive spraying campaigns sparked by Zika, Dengue Fever, and now Covid-19 will visit untold damage upon nature’s ecology. Has anyone considered what the effects on the ecosystem will be when we douse it with antiviral compounds? Such a policy (which has been implemented in various places in China and India) is only thinkable from the mindset of separation, which does not understand that viruses are integral to the web of life.

To understand the point about ground conditions, consider some mortality statistics from Italy (from its National Health Institute), based on an analysis of hundreds of Covid-19 fatalities. Of those analyzed, less than 1% were free of serious chronic health conditions. Some 75% suffered from hypertension, 35% from diabetes, 33% from cardiac ischemia, 24% from atrial fibrillation, 18% from low renal function, along with other conditions that I couldn’t decipher from the Italian report. Nearly half the deceased had three or more of these serious pathologies. Americans, beset by obesity, diabetes, and other chronic ailments, are at least as vulnerable as Italians. Should we blame the virus then (which killed few otherwise healthy people), or shall we blame underlying poor health? Here again the analogy of the taut rope applies. Millions of people in the modern world are in a precarious state of health, just waiting for something that would normally be trivial to send them over the edge. Of course, in the short term we want to save their lives; the danger is that we lose ourselves in an endless succession of short terms, fighting one infectious disease after another, and never engage the ground conditions that make people so vulnerable. That is a much harder problem, because these ground conditions will not change via fighting. There is no pathogen that causes diabetes or obesity, addiction, depression, or PTSD. Their causes are not an Other, not some virus separate from ourselves, and we its victims.

Even in diseases like Covid-19, in which we can name a pathogenic virus, matters are not so simple as a war between virus and victim. There is an alternative to the germ theory of disease that holds germs to be part of a larger process. When conditions are right, they multiply in the body, sometimes killing the host, but also, potentially, improving the conditions that accommodated them to begin with, for example by cleaning out accumulated toxic debris via mucus discharge, or (metaphorically speaking) burning them up with fever. Sometimes called “terrain theory,” it says that germs are more symptom than cause of disease. As one meme explains it: “Your fish is sick. Germ theory: isolate the fish. Terrain theory: clean the tank.”

A certain schizophrenia afflicts the modern culture of health. On the one hand, there is a burgeoning wellness movement that embraces alternative and holistic medicine. It advocates herbs, meditation, and yoga to boost immunity. It validates the emotional and spiritual dimensions of health, such as the power of attitudes and beliefs to sicken or to heal. All of this seems to have disappeared under the Covid tsunami, as society defaults to the old orthodoxy.

Case in point: California acupuncturists have been forced to shut down, having been deemed “non-essential.” This is perfectly understandable from the perspective of conventional virology. But as one acupuncturist on Facebook observed, “What about my patient who I’m working with to get off opioids for his back pain? He’s going to have to start using them again.” From the worldview of medical authority, alternative modalities, social interaction, yoga classes, supplements, and so on are frivolous when it comes to real diseases caused by real viruses. They are relegated to an etheric realm of “wellness” in the face of a crisis. The resurgence of orthodoxy under Covid-19 is so intense that anything remotely unconventional, such as intravenous vitamin C, was completely off the table in the United States until two days ago (articles still abound “debunking” the “myth” that vitamin C can help fight Covid-19). Nor have I heard the CDC evangelize the benefits of elderberry extract, medicinal mushrooms, cutting sugar intake, NAC (N-acetyl L-cysteine), astragalus, or vitamin D. These are not just mushy speculation about “wellness,” but are supported by extensive research and physiological explanations. For example, NAC (general info, double-blind placebo-controlled study) has been shown to radically reduce incidence and severity of symptoms in flu-like illnesses.

As the statistics I offered earlier on autoimmunity, obesity, etc. indicate, America and the modern world in general are facing a health crisis. Is the answer to do what we’ve been doing, only more thoroughly? The response so far to Covid has been to double down on the orthodoxy and sweep unconventional practices and dissenting viewpoints aside. Another response would be to widen our lens and examine the entire system, including who pays for it, how access is granted, and how research is funded, but also expanding out to include marginal fields like herbal medicine, functional medicine, and energy medicine. Perhaps we can take this opportunity to reevaluate prevailing theories of illness, health, and the body. Yes, let’s protect the sickened fish as best we can right now, but maybe next time we won’t have to isolate and drug so many fish, if we can clean the tank.

I’m not telling you to run out right now and buy NAC or any other supplement, nor that we as a society should abruptly shift our response, cease social distancing immediately, and start taking supplements instead. But we can use the break in normal, this pause at a crossroads, to consciously choose what path we shall follow moving forward: what kind of healthcare system, what paradigm of health, what kind of society. This reevaluation is already happening, as ideas like universal free healthcare in the USA gain new momentum. And that path leads to forks as well. What kind of healthcare will be universalized? Will it be merely available to all, or mandatory for all – each citizen a patient, perhaps with an invisible ink barcode tattoo certifying one is up to date on all compulsory vaccines and check-ups. Then you can go to school, board a plane, or enter a restaurant. This is one path to the future that is available to us.

Another option is available now too. Instead of doubling down on control, we could finally embrace the holistic paradigms and practices that have been waiting on the margins, waiting for the center to dissolve so that, in our humbled state, we can bring them into the center and build a new system around them.

The Coronation

There is an alternative to the paradise of perfect control that our civilization has so long pursued, and that recedes as fast as our progress, like a mirage on the horizon. Yes, we can proceed as before down the path toward greater insulation, isolation, domination, and separation. We can normalize heightened levels of separation and control, believe that they are necessary to keep us safe, and accept a world in which we are afraid to be near each other. Or we can take advantage of this pause, this break in normal, to turn onto a path of reunion, of holism, of the restoring of lost connections, of the repair of community and the rejoining of the web of life.

Do we double down on protecting the separate self, or do we accept the invitation into a world where all of us are in this together? It isn’t just in medicine we encounter this question: it visits us politically, economically, and in our personal lives as well. Take for example the issue of hoarding, which embodies the idea, “There won’t be enough for everyone, so I am going to make sure there is enough for me.” Another response might be, “Some don’t have enough, so I will share what I have with them.” Are we to be survivalists or helpers? What is life for?

On a larger scale, people are asking questions that have until now lurked on activist margins. What should we do about the homeless? What should we do about the people in prisons? In Third World slums? What should we do about the unemployed? What about all the hotel maids, the Uber drivers, the plumbers and janitors and bus drivers and cashiers who cannot work from home? And so now, finally, ideas like student debt relief and universal basic income are blossoming. “How do we protect those susceptible to Covid?” invites us into “How do we care for vulnerable people in general?”

That is the impulse that stirs in us, regardless of the superficialities of our opinions about Covid’s severity, origin, or best policy to address it. It is saying, let’s get serious about taking care of each other. Let’s remember how precious we all are and how precious life is. Let’s take inventory of our civilization, strip it down to its studs, and see if we can build one more beautiful.

As Covid stirs our compassion, more and more of us realize that we don’t want to go back to a normal so sorely lacking it. We have the opportunity now to forge a new, more compassionate normal.

Hopeful signs abound that this is happening. The United States government, which has long seemed the captive of heartless corporate interests, has unleashed hundreds of billions of dollars in direct payments to families. Donald Trump, not known as a paragon of compassion, has put a moratorium on foreclosures and evictions. Certainly one can take a cynical view of both these developments; nonetheless, they embody the principle of caring for the vulnerable.

From all over the world we hear stories of solidarity and healing. One friend described sending $100 each to ten strangers who were in dire need. My son, who until a few days ago worked at Dunkin’ Donuts, said people were tipping at five times the normal rate – and these are working class people, many of them Hispanic truck drivers, who are economically insecure themselves. Doctors, nurses, and “essential workers” in other professions risk their lives to serve the public. Here are some more examples of the love and kindness eruption, courtesy of ServiceSpace:

Perhaps we’re in the middle of living into that new story. Imagine Italian airforce using Pavoratti, Spanish military doing acts of service, and street police playing guitars — to *inspire*. Corporations giving unexpected wage hikes. Canadians starting “Kindness Mongering.” Six year old in Australia adorably gifting her tooth fairy money, an 8th grader in Japan making 612 masks, and college kids everywhere buying groceries for elders. Cuba sending an army in “white robes” (doctors) to help Italy. A landlord allowing tenants to stay without rent, an Irish priest’s poem going viral, disabled activitists producing hand sanitizer. Imagine. Sometimes a crisis mirrors our deepest impulse — that we can always respond with compassion.

As Rebecca Solnit describes in her marvelous book, A Paradise Built in Hell, disaster often liberates solidarity. A more beautiful world shimmers just beneath the surface, bobbing up whenever the systems that hold it underwater loosen their grip.

For a long time we, as a collective, have stood helpless in the face of an ever-sickening society. Whether it is declining health, decaying infrastructure, depression, suicide, addiction, ecological degradation, or concentration of wealth, the symptoms of civilizational malaise in the developed world are plain to see, but we have been stuck in the systems and patterns that cause them. Now, Covid has gifted us a reset.

A million forking paths lie before us. Universal basic income could mean an end to economic insecurity and the flowering of creativity as millions are freed from the work that Covid has shown us is less necessary than we thought. Or it could mean, with the decimation of small businesses, dependency on the state for a stipend that comes with strict conditions. The crisis could usher in totalitarianism or solidarity; medical martial law or a holistic renaissance; greater fear of the microbial world, or greater resiliency in participation in it; permanent norms of social distancing, or a renewed desire to come together.

What can guide us, as individuals and as a society, as we walk the garden of forking paths? At each junction, we can be aware of what we follow: fear or love, self-preservation or generosity. Shall we live in fear and build a society based on it? Shall we live to preserve our separate selves? Shall we use the crisis as a weapon against our political enemies? These are not all-or-nothing questions, all fear or all love. It is that a next step into love lies before us. It feels daring, but not reckless. It treasures life, while accepting death. And it trusts that with each step, the next will become visible.

Please don’t think that choosing love over fear can be accomplished solely through an act of will, and that fear too can be conquered like a virus. The virus we face here is fear, whether it is fear of Covid-19, or fear of the totalitarian response to it, and this virus too has its terrain. Fear, along with addiction, depression, and a host of physical ills, flourishes in a terrain of separation and trauma: inherited trauma, childhood trauma, violence, war, abuse, neglect, shame, punishment, poverty, and the muted, normalized trauma that affects nearly everyone who lives in a monetized economy, undergoes modern schooling, or lives without community or connection to place. This terrain can be changed, by trauma healing on a personal level, by systemic change toward a more compassionate society, and by transforming the basic narrative of separation: the separate self in a world of other, me separate from you, humanity separate from nature. To be alone is a primal fear, and modern society has rendered us more and more alone. But the time of Reunion is here. Every act of compassion, kindness, courage, or generosity heals us from the story of separation, because it assures both actor and witness that we are in this together.

I will conclude by invoking one more dimension of the relationship between humans and viruses. Viruses are integral to evolution, not just of humans but of all eukaryotes. Viruses can transfer DNA from organism to organism, sometimes inserting it into the germline (where it becomes heritable). Known as horizontal gene transfer, this is a primary mechanism of evolution, allowing life to evolve together much faster than is possible through random mutation. As Lynn Margulis once put it, we are our viruses.

And now let me venture into speculative territory. Perhaps the great diseases of civilization have quickened our biological and cultural evolution, bestowing key genetic information and offering both individual and collective initiation. Could the current pandemic be just that? Novel RNA codes are spreading from human to human, imbuing us with new genetic information; at the same time, we are receiving other, esoteric, “codes” that ride the back of the biological ones, disrupting our narratives and systems in the same way that an illness disrupts bodily physiology. The phenomenon follows the template of initiation: separation from normality, followed by a dilemma, breakdown, or ordeal, followed (if it is to be complete) by reintegration and celebration.

Now the question arises: Initiation into what? What is the specific nature and purpose of this initiation?The popular name for the pandemic offers a clue: coronavirus. A corona is a crown. “Novel coronavirus pandemic” means “a new coronation for all.”

Already we can feel the power of who we might become. A true sovereign does not run in fear from life or from death. A true sovereign does not dominate and conquer (that is a shadow archetype, the Tyrant). The true sovereign serves the people, serves life, and respects the sovereignty of all people. The coronation marks the emergence of the unconscious into consciousness, the crystallization of chaos into order, the transcendence of compulsion into choice. We become the rulers of that which had ruled us. The New World Order that the conspiracy theorists fear is a shadow of the glorious possibility available to sovereign beings. No longer the vassals of fear, we can bring order to the kingdom and build an intentional society on the love already shining through the cracks of the world of separation.

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