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Kapitel 14: Geist

March 11, 2014 by Charles Eisenstein

March 2014


Die schönere Welt, die unser Herz kennt, ist möglich

Kapitel

  • Einführung
  • Kapitel 1: Separation
  • Kapitel 2: Zusammenbruch
  • Kapitel 3: Interbeing
  • Kapitel 4: Zynismus
  • Kapitel 5: Wahnsinn
  • Kapitel 6: Gewalt
  • Kapitel 7: Wissenschaft
  • Kapitel 8: Klima
  • Kapitel 9: Verzweiflung
  • Kapitel 10: Hoffnung
  • Kapitel 11: Morphogenese
  • Kapitel 12: Naivität
  • Kapitel 13: Echtheit
  • Kapitel 14: Geist
  • Kapitel 15: Orthodoxie
  • Kapitel 16: Das Neue
  • Kapitel 17: Dringlichkeit
  • Kapitel 18: Knappheit
  • Kapitel 19: Tun
  • Kapitel 20: Nicht-Tun
  • Kapitel 21: Aufmerksamkeit
  • Kapitel 22: Kampf
  • Kapitel 23: Schmerz
  • Kapitel 24: Lust
  • Kapitel 25: Urteil
  • Kapitel 26: Hass
  • Kapitel 27: Rechtschaffenheit
  • Kapitel 28: Psychopathie
  • Kapitel 29: Das Böse
  • Kapitel 30: Geschichten
  • Kapitel 31: Unterbrechung
  • Kapitel 32: Wunder
  • Kapitel 33: Wahrheit
  • Kapitel 34: Bewusstsein
  • Kapitel 35: Bestimmung
  • Kapitel 36: Initiation

Kapitel 14: Geist

Es gibt eine andere Welt, aber sie ist in dieser. (W.B. Yeats)

Zynische Leser könnten vermuten, dass ich die “Spiritualität” als einen Ausweg aus dem trostlosen, entmutigenden Universum der Geschichte von der Separation hinstellen möchte. Das werde ich nicht tun, weil Spiritualität, wie sie normalerweise verstanden wird, fatalerweise selbst eine Schlüsselkomponente der Separation ist. Sie suggeriert, dass der trostlose, von der Wissenschaft vorgegebene Materialismus stimmt: dass Heiligkeit, Sinn und Empfindungsvermögen der Materie selbst nicht innewohnen, nicht in den subatomaren Bausteinen der materiellen Welt gefunden werden können. Diese Eigenschaften, besagt die Spiritualität, sind statt dessen Teil einer anderen, nicht-materiellen Sphäre, der geistigen Sphäre.

Mit dieser Ausgangshaltung wird es zum Ziel der Spiritualität, die materielle Ebene zu überwinden und in die spirituelle aufzusteigen. Ein Antimaterialismus durchdringt Lehren wie: “Du bist nicht dein Körper” oder Bestrebungen wie: “die eigenen Schwingungen anheben”. Geht man davon aus, dass auch der Zusammenbruch des ökologischen Gleichgewichts einem Anitmaterialismus entspringt (einer Entwertung und Entheiligung der materiellen Welt), sollten wir möglicherweise solche Lehren noch einmal überdenken. Was ist so besonders an Schwingungen mit “hoher” Frequenz? Klingt ein Fagott weniger schön als eine Flöte? Ist ein Stein weniger heilig als eine Wolke? Ist die Erde weniger heilig als der Himmel? Ist höherstehend besser als untergeordnet? Ist hoch besser als tief? Ist das Abstrakte besser als das Konkrete? Ist Vernunft besser als Gefühl? Ist rein besser als schmutzig? Ist männlich besser als weiblich?

(Und nur um mir gleich selber in die Parade zu fahren füge ich noch hinzu: ist Nicht-Dualismus besser als Dualismus? Selbst die Idee zu kritisieren, dass das Eine besser als das Andere ist, basiert nämlich immer noch auf einem Konzept von “besser als”, was diese Vorstellung wieder implizit affirmiert.)

Es ist kein Zufall, dass die Trennung von Geist und Materie, die Entrückung der noch verbliebenen Gottheiten in eine himmlische Sphäre, und das Aufkommen des Patriarchats in etwa zur gleichen Zeit stattfanden. Das alles kam gemeinsam mit den ersten größeren bäuerlichen Zivilisationen auf, mit ihren sozialen Klassen, der Arbeitsteilung und der Erfordernis Kontrolle über die Naturkräfte auszuüben. Damals wurde die Unterwerfung der Natur, die schon früher mit der Domestizierung von Pflanzen und Tieren begonnen hatte, zu einer ausdrücklichen Tugend, und die Götter wandelten sich zu Herrschern über die Natur statt weiterhin deren Personifikationen zu sein. Die bauenden Zivilisationen, die die Standardisierung in ihren Armeen und Bauprojekten brauchten und abstrakte Maßeinheiten für ihre Buchhaltung und die Verteilung der Ressourcen entwickelten, betrachteten naturgemäß den Himmel mit seinen geordneten, vorhersagbaren Bewegungen als den Sitz des Göttlichen. Analog dazu hatten die höheren sozialen Klassen – die Priester, die Adeligen und die Könige – immer weniger mit dem Boden und mit der Unordnung der menschlichen Beziehungen zu tun; sie waren in ihren Tempeln und Palästen abgeschirmt, und wenn sie diese verlassen mussten, dann nur abgehoben vom Boden in ihren Sänften. Zu dieser Zeit entstand auch die Vorstellung von Gut und Böse. Alles, was der fortschreitenden Kontrolle über die Natur und die menschliche Natur im Weg stand, war böse: Überschwemmungen, Unkräuter, Wölfe, Heuschrecken, etc. genau wie die fleischlichen Gelüste, Aufsässigkeit und Trägheit. Selbstdisziplin – eine Voraussetzung um sich über die Verlockungen der materiellen Welt zu erheben – wurde zu einer spirituellen Kardinaltugend.

Diese Zusammenfassung in einem Absatz ist das Destillat aus einem achtzig Seiten langen Kapitel im Buch “Die Renaissance der Menschheit”, und ich hoffe, dass ich dadurch nicht eine komplizierte Argumentation auf ein Bündel Klischees reduziert habe. Der Punkt hier ist, dass unsere Vorstellung von Spiritualität sehr tiefe Wurzeln hat, die sie mit allem anderen aus unserer Zivilisation teilt – bemerkenswerterweise selbst mit der Wissenschaft. Es sollte demnach nicht überraschen, dass, wenn unsere vorherrschenden Institutionen einstürzen, auch unsere Spiritualität einen Wandel durchläuft. Der ist schon im Gange, da der lang verschüttete esoterische Kern der etablierten Religionen ins Massenbewusstsein rückt.

Große Energien wurden in Versuche investiert zu beweisen, dass es eine nicht-materielle Ebene gibt. Um ein aktuelles Beispiel zu nehmen: Eben Alexander behauptet in seinem kürzlich erschienenen Bestseller “Proof of Heaven”, in dem er eine Nahtoderfahrung beschreibt, dass sein Erlebnis unabhängig von seinem Gehirn geschehen sein musste, weil er in einem tiefen Koma gelegen war. Deswegen, suggeriert das Buch, wäre seine Erfahrung so bedeutungsvoll. Schnell fanden sich Kritiker, die seine Schlussfolgerungen anfochten und argumentierten, es gäbe keine Möglichkeit zu beweisen, dass es nicht zumindest eine minimale Gehirnaktivität gegeben hätte, womit zusammen mit einer daraus resultierenden falschen Erinnerung und Konfabulation eine materialistische, gehirnbasierte Erklärung zur Disposition steht. Aber mir scheint, sowohl die Kritiker als auch der Autor selbst übersehen die wahre Bedeutung des Buches. Worauf es hindeutet, ist nicht eine Bewusstseinsquelle jenseits der Materie, sondern es zeigt unser seichtes Verständnis von Materie selbst, die Eigenschaften besitzt, welche aus Sicht der klassischen Physik, Chemie und Biologie gar nicht existieren könnten. Die “Spiritualität” seiner Erfahrung liegt in dem, was sie war, nicht was sie beweist.

Warum versuchen wir so verzweifelt der materiellen Welt zu entkommen? Ist sie wirklich so trostlos? Oder könnte es nicht eher sein, dass wir sie so trostlos gemacht haben: dass wir mit unseren ideologischen Scheuklappen ihr strahlendes Mysterium nicht sehen, dass wir durch unsere Kategorien ihre mannigfaltige Verbundenheit in Stücke gehackt, ihre spontane Ordnung zugepflastert, ihre unendliche Vielfalt auf unsere Waren reduziert, ihre Ewigkeit durch unsere Zeitmessung zersplittert und ihren Überfluss durch unser Geldsystem dementiert haben? Wenn dem so ist, dann sind wir auf der falschen Spur, wenn wir uns von einer nicht-materiellen, spirituellen Sphäre die Erlösung aus dem Gefängnis der materiellen Welt erhoffen.

Die Aktivisten liegen richtig, wenn sie solchen Versuchen gegenüber skeptisch sind. Wenn das Heilige außerhalb der materiellen Welt zu finden wäre, warum sollte man sich dann überhaupt um das Materielle kümmern? Wenn die Interessen der Seele den Interessen des Fleisches entgegen stehen, warum sollte man dann versuchen, die Welt des Fleisches, die gesellschaftliche und materielle Welt, zu verbessern? Spiritualität wird zu dem, was für Marx die Religion war: Opium fürs Volk, eine Ablenkung von den ganz realen materiellen Problemen, vor denen unser Planet steht.

Auf der anderen Seite wäre es aber wirklich arrogant, tausende Jahre alte heilige Lehren als stümperhafte Fantasien von Träumern zu disqualifizieren und die Spiritualität der letzten paar hundert Jahre als Schwärmerei von Menschen abzutun, die die bittere Wahrheit über ein mechanisches, sinnloses Universum einfach nicht verwinden konnten. Sie sind Versuche, ein ungeheures Manko der wissenschaftlichen Weltsicht auszugleichen, in der es bis vor sehr kurzem keinen Platz für ganze Dimensionen menschlicher Erfahrungen gab. Phänomene, die nicht in die wissenschaftliche Lehrmeinung passten, wurden als nicht existent erklärt; jemandem, der die Wissenschaft als eine mehr oder weniger vollständige Beschreibung der natürlichen Welt akzeptiert, bleibt nur die eine Möglichkeit sich diese Phänomene als übernatürlich zu erklären.

Anders gesagt, wenn wir uns darauf einigen, dass das Universum, das die Wissenschaft kennt, keine inhärente Intelligenz besitzt, dann muss jede existierende Form von Intelligenz von außerhalb des materiellen Universums gekommen sein. Die Doktrin vom “Intelligent Design” ist ein Beispiel für diese Denkart. Eine solche Ordnung, wie sie das Leben aufweist, könne nicht spontan aus toter Materie und blinden Kräften entstehen; daher müsse sie von einer äußeren Instanz (Gott) geplant worden sein. Wenn wir hingegen Intelligenz, die Bewegung hin zu Ordnung, Schönheit und Organisation, als eine der Materie inhärente Eigenschaft anerkennen, ist keine solche externe Instanz mehr erforderlich.

Das könnte so klingen, als wollte ich den konventionellen wissenschaftlichen Materialismus verteidigen, aber ganz im Gegenteil. Statt den Weg der Religion zu gehen und zu sagen, dass das Bewusstsein, das wir sehen, einen übernatürlichen Ursprung hat, versucht die Wissenschaft gleich alles zusammen zu bestreiten, es als eine Illusion, als ein zufälliges Nebenprodukt dieser blinden Kräfte wegzuerklären und nicht als etwas ihnen Inhärentes. Dementsprechend feindlich geriert sich die Wissenschaft als Institution gegenüber jedem Paradigma, das der Materie eine inhärente Intelligenz oder inhärenten Sinn zuschreibt.

Als ich mich mit verschiedenen heterodoxen wissenschaftlichen Theorien und den Technologien, die daraus hervorgehen, beschäftigte, fragte ich mich oft, warum manche von ihnen das Establishment zu so extremen Anfeindungen provozieren. Die, die das tun, haben, wie ich herausfand, etwas gemeinsam: Sie alle lassen darauf schließen, dass das Universum, wie ich zuvor schon sagte, durch und durch intelligent ist. Nehmen Sie zum Beispiel das Wassergedächtnis. Reines Wasser ist nicht länger nur ein bedeutungsloses Durcheinander aus Molekülen, sondern jede einzelne “Wasserprobe” ist einzigartig; sie sind Individuen, die wie wir eine Erinnerung an die früheren Einflüsse mit sich tragen und fähig sind, diese Einflüsse an alles weiterzugeben, womit sie in Berührung kommen. Oder denken Sie an “adaptive Mutation” – die Theorie, dass genetische Mutation nicht zufällig ist, sondern bevorzugt in Richtung solcher Mutationen geht, die der Organismus braucht, oder die die Umwelt erfordert. Diese Zielgerichtetheit ist der orthodoxen Wissenschaft ein Gräuel. Jede Theorie, die nahelegt, dass das Universum von sich aus Intelligenz oder Sinn hat, droht die Menschheit aus ihrer privilegierten Position als Herren und Meister des Universums zu vertreiben. Unsere Intelligenz wird statt dessen Teil einer größeren Intelligenz, die wir dann zu verstehen und mit der wir zu kooperieren versuchen.

Die Feindseligkeit der Wissenschaft gegenüber allem, was in den Ruch kommt in der Materie inhärente Ordnung und Intelligenz zu vermuten, ändert sich jetzt. Überall an den Rändern der Wissenschaft sprießen neue Paradigmen, die es den einst dem Geist zugeschrieben Eigenschaften erlauben, zurück in die Materie zu kommen. Eine andere Möglichkeit das zu sehen ist, dass Geist und Materie sich wiedervereinigen.

Ein Aspekt dieser Wiedervereinigung ist die Annäherung von Aktivismus und Spiritualität. In einem Workshop beschrieb eine junge Occupy Aktivistin, wie entsetzt ihr Vater, ein traditioneller Marxist, war, als sie ihm von ihrem Interesse an “Bewusstsein” und einem spirituellen Weg erzählte. Traditionellerweise ist für die Linke alles, was nach Spiritualität riecht, entweder ein Luxus der privilegierten Klasse oder eine Fantasie, die die korrekte Analyse des Problems verschleiert.

Ich kann verstehen, warum er so dachte. Seit mittlerweile langer Zeit haben sich die in praktischen Projekten engagierten Aktivisten über die spirituell Suchenden lustig gemacht. “Runter von euren Meditationskissen und an die Arbeit! Da ist Leid wohin man schaut. Ihr habe Hände, ein Gehirn, Ressourcen. Macht etwas gegen das Leid!” Wenn das Haus niederbrennt, sitzt ihr dann auch nur meditierend da und visualisiert kühle Wasserfälle, um das Feuer mit der Kraft der Manifestation zu löschen? Nun, das metaphorische Haus um uns herum brennt gerade nieder: Die Wüsten breiten sich aus, die Korallenriffe sterben, und die letzten Indigenen werden zu Grunde gerichtet. Und ihr seid mittendrin in all dem und versenkt euch in den kosmischen Klang OM. Aus dieser Perspektive ist Spiritualität eine Art Eskapismus.

Auf diese starke Kritik kontern die spirituellen Leute mit einer ebenbürtigen Erwiderung. “Wie wollt ihr ohne gründlich an euch selbst zu arbeiten vermeiden, eure eigene internalisierte Unterdrückung in allem was ihr tut nachzubilden?” So oft sehen wir genau den gleichen Machtmissbrauch und genau die gleichen organisatorischen Fehlfunktionen bei den Aktivisten für sozialen Wandel, wie in den Institutionen, die sie verändern wollen. Gesetzt den Fall diese Aktivisten könnten sich tatsächlich durchsetzen, warum sollten wir erwarten, dass die Gesellschaft, die sie erschaffen, plötzlich anders sein würde? Solange wir nicht transformativ an uns selbst gearbeitet haben, werden wir Produkte genau derjenigen Zivilisation bleiben, die wir verändern wollen.

Wir müssen unsere eigenen Gewohnheiten zu denken, zu glauben und zu handeln verändern und mit ihnen auch unsere Systeme. Jede der Ebenen beeinflusst die andere: Unsere Gewohnheiten und unsere Meinungen bilden den psychischen Unterbau unseres Systems, das im Gegenzug in uns entsprechende Meinungen und Angewohnheiten hervorbringt. Darum werden politische Aktivisten und spirituelle Lehrer gleichermaßen missverstanden, wenn die ersteren sagen: “Es ist eine frivole, hemmungslose Ausflucht euch darauf zu konzentrieren euer Mangelbewusstsein zu ändern, wenn der systemische Zwang von realem Mangel, der über Leben und Tod entscheidet, weiterhin Milliarden unterdrückt, egal was Ihr denkt oder wie ihr euch zu leben entscheidet.” Und die anderen sagen: “Arbeitet nur an euch selbst, und die Welt um euch herum wird sich verändern. Flüchtet euch nicht vor den realen, persönlichen Themen, indem ihr das Problem auf die Gesellschaft, das politische System, die Konzerne etc. projiziert.”

Diese beiden Lager sind dazu bestimmt Verbündete zu sein, und tatsächlich wird keines ohne das andere Erfolg haben. Je mehr Menschen eine Haltung der Dankbarkeit, der Großzügigkeit und des Vertrauens annehmen und das auf Angst basierende Denken zu einem gewissen Grad hinter sich lassen, desto eher wird das gesellschaftspolitische Klima für die radikale Reform offen sein, die die Werte des Interbeing umsetzen wird. Und je mehr sich unser System dahingehend verändert, dass es diese Werte verkörpert, desto leichter wird es für die Menschen, den persönlichen Wandel zu vollziehen. Heute schreit uns unser wirtschaftliches Umfeld ins Gesicht: “Knappheit!”; unser politisches Umfeld grölt: “Wir gegen die”; unser medizinisches Umfeld brüllt: “Habt Angst!” Und zusammen halten die drei uns allein und in Angst vor einer Veränderung.

Auch auf der mittleren Ebene, der von Familie, Gemeinschaft und dem Lebensumfeld, verstärkt unsere gesellschaftliche und materielle Umwelt die Separation. Wie wir da in Kernfamilien in isolierten Gehäusen leben, das Lebensnotwendige von anonymen Fremden kaufen und für unsere Versorgung überhaupt nicht auf das Land um uns herum angewiesen sind, wird die Separation schon in unserer grundlegenden Weltauffassung unterstellt. Deshalb könnten wir sagen, dass jedes Bestreben, diese Umstände zu verändern, spirituelle Arbeit ist.

Ebenso ist jede Bemühung, die Grundwahrnehmungen der Menschen von der Welt zu verändern politische Arbeit. Welche Menschen suchen in den sich ausbreitenden Vororten Zuflucht? Welche Menschen arbeiten in Jobs, die kein anderes Verlangen befriedigen außer jenem nach Sicherheit? Welche Menschen sehen tatenlos zu, wie ihre Nation einen ungerechten Krieg nach dem anderen führt? Die Antwort ist: Ängstliche Menschen. Entfremdete Menschen. Verletzte Menschen. Darum ist spirituelle Arbeit auch politisch, wenn sie Liebe, Verbundenheit, Vergebung, Toleranz und Heilung verbreitet.

Das bedeutet nicht, dass jeder Mensch sich um jede der Ebenen kümmern “sollte”. Jeder von uns hat einzigartige Begabungen, die uns zu der Arbeit hinziehen, für die diese Begabungen am besten geeignet sind. Eine gesunde, vielseitige Person wird sich indes im Allgemeinen auf mehreren Ebenen der Welt engagieren, so wie sie ein Individuum, eine Freundin, ein Familienmitglied, ein Mitglied der lokalen Gemeinschaft, die Bewohnerin einer Bioregion, eine Staatsbürgerin, und ein Mitglied des Stammes allen Lebens auf Erden, ja sogar eine kosmische Bürgerin ist, so stimmt es auch, dass wir Phasen mit relativ nach innen oder nach außen gerichtetem Fokus durchleben, Phasen von Aktion und von Ruhe, von Extrovertiertheit und Rückzug.

Wenn wir nicht mehr eine starre Unterscheidung zwischen eigen und fremd aufrechterhalten, dann erkennen wir, dass die Welt das Selbst widerspiegelt; dass, um an sich selbst zu arbeiten, Arbeit an der Welt notwendig ist, und dass es für eine effektive Arbeit an der Welt notwendig ist, an sich selbst zu arbeiten. Wohl gab es immer schon spirituelle Praktiker, die politisch aktiv waren und politische Aktivisten mit einer tiefen Spiritualität, aber jetzt wird die Anziehungskraft jeder der beiden Sphären auf die andere unwiderstehlich. Immer mehr gesellschaftspolitische Aktivisten und Umweltaktivisten wenden sich auf eine viel persönlichere Art gegen die populären Ansichten. Die Unterstützer von Occupy werden wahrscheinlich auch bindungsorientierte Elternschaft gut heißen, Meditation praktizieren und alternative Medizin nützen. Die Hippies und die radikalen Achtundsechziger finden zueinander.



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