Die schönere Welt, die unser Herz kennt, ist möglich
Kapitel
Einführung
Was können wir in Zeiten der sozialen und ökologischen Krise als Einzelne tun, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen?
Dieses inspirierende, verstörende, provokante Buch regt jedenfalls und zumindest zum Nachdenken an. So vielen Problemen unserer Zeit stehen wir scheinbar machtlos gegenüber, fühlen uns überfordert, frustriert, vielleicht sogar gelähmt oder reagieren zynisch. Was kann man denn als Einzelner schon tun? Können wir überhaupt etwas beitragen zum Entstehen jener schöneren Welt, von deren Möglichkeit unsere Herzen wissen?
Eisenstein erforscht diese Frage und geht in seiner Diagnose weit bis hinunter an das Fundament unserer Probleme, das er im Inneren oder im Dazwischen verortet. Es sind die Geschichten, mit denen wir uns einerseits die Welt erklären, und andererseits zugleich die Welt erschaffen, in der wir leben. Zur Zeit ist die Geschichte der Separation das dominante Narrativ, der Mythos, auf den sich unsere Zivilisation gründet. Sie handelt vom vereinzelten Menschenwesen in einer fremden, bedrohlichen Welt aus Kräften und Massen, die blinden Gesetzen unterworfen ist; Sinn, Geist und Gott sind in eine jenseitige Sphäre verbannt. Daraus folgt die Geschichte vom Aufstieg, nach der es die Bestimmung der Menschheit ist, die feindliche äußere (und innere) Natur mit Gewalt zu unterwerfen, um sie zu beherrschen.
Innerhalb dieser Geschichte stehen wir der multiplen Krise tatsächlich machtlos gegenüber, und solange wir in ihren Denkmustern verharren, werden wir den Ausgang aus dem Labyrinth nicht finden. Erst wenn wir innehalten und uns bewusst machen, welches die unhinterfragten Annahmen sind, die unsere Ansichten und unser Handeln vorformen, können wir sie bewusst überwinden und somit der Falle entgehen, durch unser Tun nur die alten Muster mit den bekannten Ergebnissen zu wiederholen und sogar zu verstärken.
Aber was ist wahr, wenn die Fundamente unsere Zivilisation zerfallen? Wenn Wirklichkeit nur eine Geschichte ist? Woran kann man sich orientieren, wenn die alte Ordnung nicht mehr gilt? Wenn das Praktische nicht mehr praktisch, das Nützliche nicht mehr nützlich ist? Wenn selbst Kausalität kein allgemeines Prinzip ist? Wenn wir die Motive für unser Tun ehrlich ergründen, und uns dann nicht mehr auf das Spiel der bedingten (Selbst-)Akzeptanz einlassen wollen? Wenn es trotz aller Dringlichkeit manchmal richtiger sein kann, gar nichts zu tun?
Der Autor liefert keine Patentrezepte, und trotzdem legt man das Buch am Ende mit einer gewissen Zuversicht aus der Hand. Eisenstein macht ein Angebot, lädt uns auf ein Gedankenexperiment ein: Wie anders ginge es auf unserer Welt zu, wenn sie statt auf Separation auf einer Geschichte des Interbeing, der wechselseitigen Verbundenheit, basierte?
Das Buch ist voll von Geschichten aus dem Alltag, mit denen Eisenstein veranschaulicht, wie kleine, persönliche, mutige Handlungen oder Gesten der freundlichen Großzügigkeit und des Selbstvertrauens Teil der Erzählung dieser neuen Geschichte sind. Und immer wieder macht Eisenstein deutlich, wo man Gefahr läuft, schnelle Schlüsse nach dem alten Muster zu ziehen. So zeichnet er mit feinen Strichen die Skizze einer Karte, die womöglich einen Weg in bisher unbetretenes Gedankenterrain weist. Zugleich gibt er sich keineswegs als erleuchteter Besserwisser. Eisenstein macht kein Hehl aus seiner eigenen Unsicherheit und Ambivalenz und illustriert anhand von für ihn nicht immer ganz schmeichelhaften Beispielen, wie sein eigener Weg der Suche und Erkenntnis verlief und weiterhin verläuft.
Es hat wohl Mut gebraucht, dieses Buch zu schreiben – wie es auch Mut braucht, sich darauf lesend einzulassen. Vielleicht sollte sogar eine Warnung über Wirkung und mögliche Nebenwirkungen beigelegt werden.
Die englische Originalversion finden Sie hier.